Spontini in Berlin.
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hier auch deshalb nahe, weil in Nr. 21 ein Genius das Lied „k?rom 6üinäara'8 ^arblinK könnt I eoms« singt. Auch Weber hat dies Lied mit Musik versehen; es war seine letzte Arbeit, er schrieb sie am 25. Mai 1826 in London. Wer die beiden Kompositionen gegen einander hält, versteht ohne Weiteres, was Spontini sür solche Ausgaben fehlte. Ganz inhaltsleer sind die späteren Gesänge Nurmahal's; grade hier, wo es galt, den vollen Zauber der Melodien zu entfalten, bleibt Spontini dem Hörer Alles schuldig. Hingegen finden sich in den übrigen Stücken der Oper noch Schönheiten mancher Art. In dem ^nciantino nmlineonieo Nr. 16 überraschen einige ganz neue und tief ausdrucksvolle Wendungen. Die Nr. 3, 4 und 5 sind von einschmeichelnder Melodik, aber ganz in Spontini's früherer, neapolitanischer Weise, so daß man aus die Vermuthung gerüth, er habe sie aus seinen Jugendopern genommen. Einige Anklänge an Mozart sind auch darin. Ballets und Ouvertüre sind glänzend und festlich, letztere freilich sehr ul krsseo gemalt, wie es die Italiener bei ihren Ouvertüren lieben. Endlich merkt man es auch der Oper an, daß sie in einer dem Komponisten nicht geläufigen Sprache componirt ist. Die Declamation ist oft ungeschickt und die Betonung fremdländisch.
Am 9. Juni 1822 verließ Spontini Berlin zu siebenmonatlichem Urlaub. Er ging zunächst nach Dresden und hatte hier am 11. Juni eine Zusammenkunft mit Weber, bei welcher sich Letzterer überaus liebenswürdig und dienstbereit zeigte, während Spontini nicht unterlassen konnte, ihm unter der Maske des Wohlwollens sein nur eben erst beginnendes Renommee als Operncomponist empfindlich zu machen. Am 29. Juni war er in Wien und bemühte sich, hier eine Aufführung der „Olympia" für die nächste Saison zu bewirken. Die Aufführung ist nicht zu Stande gekommen. Dann ging er nach Italien und sah seinen Geburtsort Jesi wieder. Im September befindet er sich in Paris, wo er die nochmalige Ueberarbeitung der „Olympia" vornimmt. Auch den alten „Milton" suchte er wieder hervor, und experimentirte mit allerhand Aenderungen daran herum. Am 12. Januar 1823 schrieb er dem Grasen Brühl, er werde ihm diese Oper in drei verschiedenen Formen vorlegen. Ende Januar war er nach Berlin zurückgekehrt. Die Art seines Verkehrs mit dem Intendanten läßt schließen, daß er guten Willen hatte, nunmehr verträglich mit ihm zu leben. Leider hielten diese guten Vorsätze nicht lange vor. Eine der vielen zwischen Beiden herrschenden Meinungsverschiedenheiten bezog sich auf die Gastspiele fremder Künstler. Spontini mißbilligte sie, während Graf Brühl in ihnen ein geeignetes Mittel sah, neue Kräfte kennen zu lernen und ihren Eindruck auf das Berliner Publicum zu beobachten. Als im Sommer 1823 Carl Devrient mit seiner Braut Wilhelmine Schröder zu einem Gastspiel nach Berlin kamen, ließ sich Spontini wieder zu einem impertinenten Briefe an Graf Brühl Hinreißen. Dieser nahm am 7. Juli Veranlassung, ihm bemerklich zu machen, daß er anstatt Andre an ihre Pflicht zu erinnern, lieber seinen eignen Contract etwas genauer studiren solle. Dieser verpflichte ihn, entweder alle drei Jahr zwei große, oder alle Jahr eine kleine Oper zu componiren. Er sei nun bald vier Jahre im Dienste und habe noch nichts gemacht, als einige Scenen zur „Olympia" und ein paar Stücke zu „Nurmahal". In der That wurde es schon jetzt bemerkbar, daß Spontini eine contractliche