Issue 
(1891) 66
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Deutsche Rundschau.

musikdirector in Berlin nebst einem vergnüglichen Anhänge" (Leipzig, 1827), worin er dem Meister schonungslos zu Leibe geht und das lächerliche Treiben der Spontini'schen Clique verspottet. Diese gab ihrerseits eine Verteidigungs­schrift heraus unter dem Titel:Spontini in Deutschland oder unparteiische Würdigung seiner Leistungen während seines Aufenthalts daselbst in den letzten zehn Jahren" (Leipzig, 1830). Sie ist aber alles Andere eher als unparteiisch außerdem ohne Sachkenntniß verfaßt und schlecht stilisirt.

ontini's zehnjähriger Contract ging im Jahre 1830 zu Ende. Er wurde erneuert, aber die frühere Instruction, alsfür besondere Umstände gegeben," wurde ausgehoben und durch eine andere ersetzt, welche die einheitliche Leitung der Königlichen Theater zu Gunsten des General-Intendanten wiederherstellte. Am 8. Februar 1831 wurde sie vom Könige vollzogen, während Spontini aus Urlaub in Paris weilte. Beschwerden darüber, an denen er es nicht fehlen ließ, blieben erfolglos. Er mußte sich endlich vom Könige daran erinnern lassen, daß er in seinem ersten Contract Verbindlichkeiten in Bezug auf neue Opern über­nommen habe, die nicht in Erfüllung gegangen seien und deren Leistung von ihm rechtlich hätte gefordert werden können; er habe also keine Veranlassung, sich seinerseits über Nichterfüllung des Contractes zu beschweren (9. Juli 1835). Diese Dinge blieben kein Geheimniß und konnten Spontini's Feinden nur er­wünscht kommen. Auch daß seine schöpferische Kraft ganz erstorben schien, gab zu schadenfrohen Gereden Anlaß. Eine Jndiscretion gewährte ihnen die gesuchte Handhabe, den Verhaßten neuerdings anzufallen. Wilhelm Dorow, der bekannte Alterthumsforscher, welcher seit 1829 in Halle lebte, gab 1837 eine Sammlung autographer Schriftstücke hervorragender Männer heraus. Unter ihnen befand sich ein Brief, den Spontini am 12. August 1836 von Marienbad aus an den befreundeten Dorow gerichtet hatte; in ihm stellt er über den Niedergang der dramatischen Musik Betrachtungen an. Dorow hatte in gutem Glauben gehan­delt und gemeint, er erweise Spontini mit der Veröffentlichung einen Dienst. Aber die Gegner bemächtigten sich des Schriftstücks und ließen es als selbstän­dige Broschüre:Des dramatischen Leibcomponisten, Königlich preußischen Ge- neral-Musikdirectors Ritter G. Spontini Klagen über den Verfall der dramatischen Musik aus dem Französischen übersetzt und mit erläuternden Anmerkungen be­gleitet von einer Gesellschaft von Kunstfreunden und Verehrern des großen Meisters" zu Leipzig 1837 ausgehen. Spontini wird hier in Ausdrücken ironi­schen Respects mit ausgesuchter Bosheit behandelt. In demselben Jahre erschien in der Nr. 101 und 102 desKometen" ein Pasquill von einem stuä. jur. Namens Thomas, worin behauptet wurde, Spontini habe sich der Aufführung vonRobert dem Teufel," desPostillon von Lonjumeau" und derStummen von Portici" widersetzt; die Aufführungen seien dann auf Allerhöchsten Befehl erfolgt; Spontini's Dienststellung sei durch ein Rescript des Ministeriums des Königlichen Hauses geändert und er der General-Intendantur untergeordnet; er sei zur Verantwortung gezogen wegen Verkaufs der ihm contractmäßig zustehenden Freibillets; die Sängerinnen Faßmann und Löwe seien contractmäßig von der Verpflichtung befreit, in Spontini's Opern zu singen u. dgl.