Issue 
(1891) 66
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Spontini in Berlin.

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Orchester in den Maschinenraum führte. Von da gelangte er aus die Bühne und aus dem Theater. Er hat es als Dirigent niemals wieder betreten.

Der König war über das Gericht, welches das Volk solchergestalt über Spontini gehalten chatte, höchst ausgebracht. Indessen es war geschehen. Der Fortgang seines Processes hielt Spontini noch den Sommer über in Berlin. Am 31. August ging er auf Urlaub nach Paris und kehrte am 10. December zurück. Schon am 25. August aber hatte Friedrich Wilhelm sein Verhältnis zur Oper gelöst. In königlicher Weise war er mit dem Künstler verfahren. Spontini behielt seine Titel und sein vollständiges Einkommen, ohne in der Wahl seines Aufenthaltsortes gebunden zu sein; er solle sich, verfügte der König, in aller Ruhe der Hervorbringung etwaiger neuer Werke widmen können, es werde dem König sehr willkommen sein, wenn er diese aus der Berliner Bühne ausführen wolle, auch solle er selbstverständlich berechtigt sein, sie persönlich zu dirigiren. Irgendwelche Gegenverpflichtungen für diese wahrhaft großartigen Gewährungen hatte Spontini durchaus keine zu übernehmen. Die Gerichte verurtheilten ihn wegen Majestätsbeleidigung zu neunmonatlicher Festungshaft, und die höhere Instanz, an welche er appellirt hatte, bestätigte das llrtheil. Aber der König erließ ihm die Strafe. Während alles dieses sich vollzog, hatte Spontini die Kühnheit, noch einen Schadenersatz von nicht weniger als 46.850 Thalern zu fordern. Er begründete die Forderung damit, daß die Intendanz ihm keine Operntexte geliefert habe. Dadurch sei ihm die contractlich für die erste Auf­führung jeder neuen Oper festgesetzte Gratification von je 1050 Thalern und auch der Vortheil entgangen, den er durch den Verkauf der Partitur an andere Theater und an Kunsthandlungen gehabt haben würde, welche er für jede neue Oper aus dreitausend Thaler berechnete. Diese unglaubliche, gänzlich unbegründete Forderung wies der König gleichwohl nicht ab, sondern verwies Spontini mit ihr an die Gerichte. Die bessere Natur scheint aber bei diesem später doch zum Durchbruch gekommen zu sein; am 23. December 1841 zog er seine Geldforderung zurück. Als er im Sommer 1842 endlich Berlin definitiv verlassen wollte, ge­währte ihm der König auch noch einen Vorschuß von sechstausend Thalern. Seine Freunde gaben ihm am 13. Juli 1842 ein Abschiedsconcert. Er hatte ein Lied gedichtet und componirt, das da vorgetragen wurde, und' auch im Druck erschienen ist. Dem Leser wird es interessant sein, die Dichtung hier zu finden H.

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^) Ich theile es nach der gedruckten Ausgabe mit. Die Form, in der es im Concert vor­getragen wurde, scheint in Einzelheiten etwas abweichend gewesen zu sein; s. Robert a. a. O., S. 52 f.

2) ,ch!on eabinstch Anmerkung des Dichters, chVingt troi8 nn8."