Issue 
(1891) 66
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Spontini in Berlin.

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werfen H. Auch im Jahre 1838 ist er in Rom gewesen. Er hatte sich am 4. Juni 1838 dem Könige von Preußen angeboten, eine Vermittlung zwischen dem Papste und dem Könige in Anbetracht der Kölner Wirren herbeizuführen. Ob von diesem Anerbieten Gebrauch gemacht worden ist, weiß ich nicht. Sicher ist, daß der Papst ihn hochschätzte und ihn auch veranlaßte, sich über eine Restauration der katholischen Kirchenmusik zu äußern. Die niemals ganz gelösten Beziehungen zum Vaterlande benutzte er auch dazu, deutschen Komponisten von dort her Auszeichnungen zu verschaffen. Er hat, während er in Berlin lebte, nicht weniger als fünfzehn Deutsche zu Mitglieder der Akademie Di Santa Kseilia in Rom vorgeschlagen und Pflegte den Gewählten ihr Patent mit einem verbind­lichen Schreiben selbst zu übersenden^). 1843 ging er von Italien nach Paris, wo er durch seine Frau, eine geborene Erard, angenehme verwandtschaftliche Beziehungen hatte, und ließ sich hier dauernd nieder. Seit 1838 war er Mit­glied der Pariser Akademie. Der Papst ernannte ihn 1844 zum Grafen von St. Andrea. Auch andere Auszeichnungen fehlten nicht. Aber die Hoffnung König Friedrich Wilhelm's IV., daß er der Welt noch einige neue Werke schenken werde, ging nicht in Erfüllung. Die letzten Berliner Erlebnisse hatten ihn geistig und körperlich gebrochen. Seiner hypochondrischen Eitelkeit erschien das ihm zu- gesügte Unrecht als ein fluchwürdiger Frevel gegen Gottes Gesetz. Als ihn Gustav Robert-tornow im September 1844 in Paris sah, berührte das Gespräch auch den Brand des Berliner Opernhauses (August 1843).Lt savs^-vous," bemerkte Spontini,es guo 1s poupls on a ctit? U6 pouplo a äit: Voilä Io suMMEut de visu pour avoir eüasso Spontini."

Deutschland besuchte er noch einige Male wieder. 1844 war er in Dresden; Richard Wagner hatte ihm eine Aufführung derVestalin" vorbereitet, die er selbst mit noch immer großer Energie leitete. Zu dem neunundzwanzigsten Niederrheinischen Musikfest, das am 23. und 24. Mai 1847 in Köln stattfand, war er eingeladen, um Bruchstücke aus seinerOlympia" aufzusühren. Er erschien auch und wurde sehr gefeiert, war aber doch schon so gebrechlich, daß er die Aufführung nicht selber mehr leiten konnte; Heinrich Dorn, damals Kapellmeister in Köln, mußte für ihn eintreten. Im August kam er auch nach Berlin. Der König empfing ihn aufs Huldvollste und lud ihn ein, im nächstfolgenden Winter einige seiner Opern in Berlin persönlich zu dirigiren. Diese Einladung hatte ihn hoch er­freut; die Gedanken an die Aufführungen beschäftigten ihn aufs Lebhafteste, als er nach Paris zurückkam, und er sann darüber nach, wie er am besten dem Könige seine Dankbarkeit und Ergebenheit bei dieser Veranlassung beweisen könnte. Das Project kam aber nicht zur Ausführung, da er den ganzen Winter hindurch krank war. Im Jahre 1848 befiel ihn Schwerhörigkeit; sein immer zum Ernsthaften geneigter Geist versank in tiefere Schwermuth. Er begab sich nach Italien zurück und nahm in Jesi seinen Wohnsitz, wo er Schulen und andere gemeinnützige Anstalten stiftete. 1850 siedelte er in sein Geburtsdorf Majolati über. Hier ist er am 14. Januar 1851 gestorben.

0 b'Ioilmo, (.'6IINO storieo sullu SMola, numioultz äi Xapoli. 1869. 8. 595.

0 Brief Wilhelm Dorow's vom 27. August 1841, im Besitz des Herrn Walter Robert-tornow.