Willkürliche und unwillkürliche Bewegung.
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daß dies irgendwo und irgendwie im Gehirn geschieht, wo der Nerv sein eines Ende hat, während das andere im Muskel ist. Wenn wir nicht wissen, daß die Ursache der Bewegung eine sich in unserem Bewußtsein darstellende Absicht gewesen ist, muß der Nerv, dessen eines Ende in dem Muskel ausläuft und ihn zur Contraction veranlaßt, auf irgend eine andere Art von Seiten seines anderen Endes her dazu angeregt worden sein.
Es gibt eine Art solcher, nicht vom Willen bewirkter Bewegungen, für welche wir eine andere bewirkende Ursache kennen und auch einigermaßen den Weg, auf welchem ihr Einstuß bis zu dem Nerven gelangt, der schließlich den Muskel anregt, nämlich auch schon durch Nerven. Die Ursache ist irgend ein Reiz, irgend eine Veränderung oder ein Zustand, der auf unseren Körper einwirkt, und auf dessen Einwirkung die Bewegung erfolgt ohne Zuthun unserer Empfindung von der Einwirkung und unseres Willens, z. B. es fällt Licht ins Auge, und dies hat zur Folge, daß sich das Loch im Auge, durch welches es in den Hintergrund desselben eindringt, die Pupille sogleich enger zusammenzieht und nun nur weniger Licht hinein läßt. Dies geschieht unabhängig davon, daß wir dies Licht auch sehen, d. h. von seinem Eintritte in das Auge einen Eindruck erhalten, und es geschieht nicht mit Absicht; wir können es auch nicht hindern. Hier hat zuerst der Reiz auf das Ende eines Nerven eingewirkt, welches ihm ausgesetzt ist, ebenso wie dies auch geschieht, wenn dann als Folge davon eine Empfindung entsteht, und in diesem Falle ist es sogar derselbe Nerv, dessen Erregung durch das Licht zugleich die Empfindung desselben als Gesichtseindruck vermittelt. Sodann hat ein anderer Nerv den Muskel zur Thätigkeit veranlaßt, ebenso wie dies auch geschieht, wenn die Ursache davon der Wille ist. Aber es bedurfte weder der Empfindung noch des Willens, um die letztere Nerventhätig- keit in Folge der ersteren eintreten zu lassen. Weil der Reiz auf den einen Nerven eingewirkt hat, wirkt ein anderer auf den Muskel. Wir nennen eine solche unwillkürliche Bewegung in Folge der Einwirkung eines Reizes eine reflectirte, einen Reflex oder eine Restexbewegung. Die Uebertragung der Wirkung von einem auf den anderen Nerven ist, wie die einer solchen auf Empfindung oder die Hervorrufung einer solchen durch den Willen, ein Vorgang, von dem wir annehmen, daß er irgendwie und irgendwo im Gehirne oder sonst in einem Centralorgane des Nervensystems im weiteren Sinne zu Stande kommt.
Wir verstehen darunter ein Organ, in welchem sowohl solche Nerven, deren eines Ende der Einwirkung eines Reizes ausgesetzt ist, als solche, deren eines Ende auf einen Muskel erregend einwirken kann, ihr anderes Ende haben. Hier ist nun Gelegenheit gegeben, daß entweder der eine Nerv eine Empfindung hervorruft, nachdem er gereizt worden ist, und der andere vom Willen angeregt wird, um hernach auf den Muskel erregend zu wirken, oder aber auch dazu, daß der Effect des Reizes, der einen Nerven der einen Art trifft, nun von diesem auf einen der anderen Art überspringt, und daß so der Reiz, der den einen getroffen hat, durch Vermittlung beider den Muskel zur Arbeit veranlaßt, welchen der andere anregen kann. Wir stellen uns vor, daß da, wo die Enden der Nerven in sogenannten Centralorganen oder wo die sogenannten centralen Enden der Nerven bei einander liegen, beides geschieht oder geschehen kann: 1. daß der Wille, der bewußte geistige