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Deutsche Rundschau.
des heiteren oder trüben Gesichtsausdruckes begleitet; besonders aber ist auch das Gähnen eine Art von Anhaltung des Athmens aus einem inneren Zustande heraus, der sich in ihr symbolisirt.
So ist nun also das gesammte Spiel der Organe zum Athmen zugleich und abwechselnd bei der Reflexbewegung der Respiration und der Willensäußerung der Stimmbildung im Gebrauch, und es greift in dasselbe auch die unwillkürliche Aeußerung von Afsecten mitbestimmend ein. Diese macht jedoch nicht etwa noch eine dritte Art des Gebrauchs für einen bestimmten Zweck nach bestimmten Regeln von demselben Apparate, so daß derselbe sich auch noch neben, oder abwechselnd mit jenen beiden in die Benutzung derselben theilt, sondern unterbricht nur den regulären Verlauf jener beiden mit Störungen ihres Typus oder Rhythmus. Aber eben dadurch wird der Gebrauch der Organe des Athmens zugleich das allerlebendigste Bild innerer Erregungen, ein Spiegel der Seele, wie kein zweiter, nicht nur nach dem, was sie eben selbst äußern will, sondern auch nach ihren ganzen verhaltenen Regungen, weil diese in den Gang eines natürlichen Vorganges, der nie stillsteht, wie das Athmen, und einer Thätigkeit, die wir im Affecte zugleich brauchen, wie das Sprechen, immer mit Hineinspielen und ihre Gestalt verändern, wie der Wind auf dem Meere die Wellen aufwühlt. Daher ist Wechsel und Anhalten des Athems, mit oder ohne Sprechen dazwischen, die Seele des sogenannten stummen Spiels der Mimik.
(Schluß des Artikels im nächsten Heft.)