20
Deutsche Rundschau.
Würden gleichbedeutend sein mit Kaminen, die nicht brennen. „Und seitdem ich das weiß, Hab' ich mich in mein Schicksal ergeben; ja nach Allem, was ich bei der Gelegenheit gehört habe, will ich noch sroh sein, wenn wir durch einen fortgesetzten guten Thür- und Fensterzug vor verstopften Feueressen und allen sich daraus ergebenden Fährlichkeiten bewahrt bleiben. Offen gestanden, mitunter steh' ich unter der Furcht, es könne mal so was kommen. In den Schornsteinen hier herum wird es schlimm genug aussehen, und speciell in dem unsrigen vermuth' ich eine Rußkruste womöglich noch aus König Christians Zeiten her."
Es war nach Nennung des Namens „König Christian" so gut wie selbstverständlich, daß sich das Gespräch den Fredericksborger Tagen dieses dänischen Lieblingskönigs zuwenden mußte, von dem Schleppegrell, fast noch selbstverständlicher, eine Fülle von Lokalanekdoten sofort zur Stelle hatte. Nach einiger Zeit aber unterbrach Holk und sagte: „Da stecken wir nun schon eine Viertelstunde lang in König Christian-Anekdoten und haben immer noch nicht die Geschichte von dem Stein draußen gehört mit seiner Namensinschrift und seiner Jahreszahl 1628 . Was ist es damit? Sie haben uns draußen im Park versprochen . . ."
Schleppegrell wiegte den Kops zweifelnd hin und her. „Allerdings," nahm er das Wort, „Hab' ich davon erzählen Wollen. Aber es ist nicht viel damit und wird Sie muthmaßlich enttäuschen. Man erzählt sich nämlich, es sei der Stein, wo Christian IV., als er, nach seinem Regierungsantritt, den großen Umbau des Schlosses zu leiten begann, gleich am ersten Samstage die Arbeiter um sich versammelt und ihnen allerpersönlichst den Wochenlohn ausgezahlt habe."
„Das ist Alles?"
„Ja," sagte Schleppegrell.
Ebba aber wollte davon nichts wissen. „Nein, Pastor Schleppegrell, so leichten Kaufs kommen Sie nicht los; was Sie da sagen, das kann einfach nicht sein. Sie vergessen, daß Jeder, der sich herauswinden oder Andere hinters Licht führen will, vor Allem ein gutes Gedächtniß haben muß. Es ist noch keine zwei Stunden, daß wir aus Ihrem Munde gehört, Sie würden von dem Stein erzählen, wenn die Prinzessin ihre Zustimmung dazu gäbe. Nun, Sie werden doch nicht geglaubt haben, die Prinzessin könne Vorhaben, Ihren Bericht über eine samstägliche Lohnauszahlung verbieten zu wollen."
Die Prinzessin weidete sich an Schleppegrell's Verlegenheit, und Ebba, nicht Willens, ihren Vortheil aus der Hand zu geben, fuhr fort: „Sie sehen. Sie können aus Ihrer schrecklichen Lage nur heraus, wenn Sie sich rundweg entschließen, Farbe zu bekennen und uns die Geschichte so geben, wie sie wirklich gewesen."
Schleppegrell, der sich altmodischer Weise die Serviette quer über die Brust gebunden hatte, löste mechanisch den Knoten, legte die Serviette neben sich und sagte: „Nun gut, wenn Sie befehlen; es gibt noch eine zweite Lesart, von der es allerdings heißt, daß sie die richtigere sei. Der König ging mit Christine Munk, die seine Gemahlin war und auch wieder nicht war, etwas, das in