Unwiederbringlich.
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General Schleppegrell, der bei Jdstedt fiel. Vielleicht zu rechter Zeit. Denn de Meza übernahm das Commando."
„Ah," sagte Holk. „Also daher."
„Nein, lieber Holk, auch nicht daher; ich muß leider noch einmal widersprechen. Das, was Sie „seine Sicherheit" nennen, hat einen ganz andern Grund. Er kam mit zwanzig Jahren an den Hos, als Lehrer, sogar als Religionslehrer, verschiedener junger Prinzessinnen und das Andre können Sie sich denken. Er hat zu viel junge Prinzessinnen gesehen, um sich durch alte noch imponiren zu lassen. Uebrigens sind wir ihm und seiner klugen Zurückhaltung zu großem Danke verpflichtet, denn es lag dreimal so, daß er, wenn er gewollt hätte, jetzt mit zur Familie zählen würde. Schleppegrell war aber immer sehr verständig. Nebenher habe ich nicht den Muth, den Prinzessinnen von damals einen be- sondern Vorwurf zu machen. Er war wirklich ein sehr schöner Mann und dabei christlich und ablehnend zugleich. Da widerstehe, wer mag."
Holk erheiterte sich, Ebba mit ihm, und selbst über die Züge der Schimmelmann ging ein Lächeln. Man sah, die Prinzessin war in bester Stimmung und nahm es als ein gutes Zeichen für die Tage, die bevorstanden. Und während man noch so plauderte, fuhr der Wagen über ein paar schmale Brücken in den Schloßhof ein und hielt gleich danach vor dem Portale von Fredericksborg.
Zwanzigstes Capitel.
Dienerschaften mit Windlichtern warteten schon und schritten voran, als die Prinzessin die breite, vom ersten Podest an doppelarmige Treppe Hinaufstieg, um oben ihre nicht allzu zahlreichen Gemächer in dem von zwei Thürmen flankirten Mitteltheile des Schlosses zu beziehen. Diese Thürme standen in zwei scharfen Ecken, die durch die vorspringenden Seitenflügel gebildet wurden, zwischen denen wiederum eine die Verbindung herstellende Colonnade lief.
Auf dem ersten Podest, und zwar auf einem daselbst aufgestellten kleinen Rococo-Kanaps, nahm die Prinzessin, asthmatisch wie sie war, einen Augenblick Platz und entließ dann die Herren und Damen ihres Gefolges mit der Aufforderung, sich's in ihren Thurmzimmern nach Möglichkeit bequem zu machen. Um sieben, so setzte sie zu Holk gewandt hinzu, sei wie gewöhnlich die Thee- stunde; Pastor Schleppegrell und Frau kämen allerdings etwas' früher, um ihr die Hilleröder Neuigkeiten mitzutheilen, worauf sie sich aufrichtig freue; kleinstädtische Vorgänge seien eigentlich immer das Interessanteste, man müsse so herzlich darüber lachen und wenn man alt geworden, sei das Lachen über seine lieben Mitmenschen so ziemlich das Vergnüglichste, was man haben könne. Nach diesen gnädigen Worten trennte man sich, und eine halbe Stunde später konnte Jeder, der über den Schloßhof ging, deutlich erkennen, welche Zimmer von den Neuangekommenen bezogen worden waren. In dem von der Prinzessin selbst bewohnten ersten Stockwerke des Corps de Logis sah man nur zwei hohe gothische Fenster, schwach erleuchtet, während die Leiden flankirenden Thürme bis hoch hinauf in Hellem Lichterglanze standen. Im Wesentlichen war Alles bei den ersten, von der Prinzessin gegebenen Anordnungen geblieben: unten wohnten