Heft 
(1891) 67
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12 Deutsche Rundschau.

bei Mögen Gose, dem Vater Brigitten's, um ihre Hand warb und sie zu seinem Weibe machen wollte."

Nicht möglich," sagte die Prinzessin.Ein katholischer Bischof!"

Schleppegrell lächelte.Vielleicht, daß >r aus der neuen Lehre dies Eine wenigstens mit herübernehmen wollte. Just so wie drüben in England. Jeden­falls aber haben wir Berichte, die von der Werbungsfeierlichkeit mit einer Aus­führlichkeit sprechen, als ob es schon die Hochzeitsfeierlichkeiten gewesen wären."

Und kam es nicht dazu?"

Nein. Es zerschlug sich, und sie nahm schließlich den Herluf Trolle."

Da that sie Recht. Nicht wahr, Ebba?"

Vielleicht, gnädigste Prinzessin, vielleicht auch nicht. Ich bin eigentlich nicht für Bischöfe, wenn es aber Ausnahmebischöfe sind wie dieser von Roeskilde, so weiß ich nicht, ob sie nicht im Range noch über die Seehelden gehen. Ein Bischof, der heirathen will, hat neben dem Jmponirenden, das darin liegt, auch etwas Versöhnliches und scheint mir fast die ganze Beilegung des Kirchenstreites zu bedeuten."

Die kleine Pastorsfrau war entzückt und näherte sich Ebba, um dieser eine kleine Liebeserklärung ins Ohr zu flüstern. Aber eh' sie dazu kommen konnte, veränderte sich die Scene, gedeckte Tische wurden durch eine niedrige, ganz im Hintergründe befindliche Seitenthür herzugetragen, und als gleich danach auch doppelarmige, mit Lichtern reichbesetzte Leuchter aufgestellt wurden, erhellte sich die bis dahin ganz im Dunkel gelegene zweite Hälfte der Halle, was nicht bloß dem gesammten Raume, sondern vor Allem auch dem großen Wandbilde sammt den dazwischen eingelassenen Porträtbildnissen erheblich zu Statten kam.

Pentz war es, der zuerst diese Wahrnehmung machte.Sehen Sie, Holk, wie Brigitte Goje lächelt. Alle Brigitten haben so 'was Sonderbares, auch wenn sie fromm sind."

Holk lachte. Die Tage wo solche Bemerkung ihn hätte verlegen machen können, lagen zurück.

Einundzwanzigstes Capitel.

Man war bis nach elf beisammen, trotzdem bestand Holk darauf, das Schleppegrell'sche Paar eine Strecke Wegs begleiten zu dürfen. Natürlich wurde dies dankbarst angenommen, und erst als man die Stelle, wo der Weg um die Seespitze bog, erreicht hatte, verabschiedete sich Holk wieder, der vorher die Be­gleitung Ebba's, sehr zur Verwunderung dieser, an Erichsen abgetreten hatte.

Von der Seespitze bis zurück aus den Schloßhof war nicht weit, aber doch Weit genug, um Holk's Verwunderung gerechtfertigt erscheinen zu lassen, als er beim Hinaufsteigen in seinen Thurm, Erichsen und Ebba, vor dem Zimmer dieser, in noch lebhaftem Gespräche fand. Aber freilich seine Verwunderung konnte nicht lange dauern, denn es war ganz ersichtlich, daß das Fräulein den armen Baron nur sestgehalten hatte, um Holk bei seiner Rückkehr bemerkbar zu machen, daß sie nicht daran gewöhnt sei, sich irgend wem zu Liebe vernachlässigt zu sehen, am wenigsten aber um dieser kleinstädtischen Schleppegrell's willen. Ach, daß ich Sie noch sehe," wandte sie sich an Holk, als dieser unter verbind-