Unwiederbringlich.
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lichem, aber lächelndem Gruß an ihr und Erichsen vorüber wollte. „Ja, diese Schleppegrell's . . . Und nun gar er! In seiner Jugend, wie mir die Prinzessin versicherte, war es sein Apostelkopf, womit er siegte, jetzt, in seinem Alter, ist es Herluf Trolle. Daß sich ein Fortschritt darin ausspräche, kann ich nicht zu geben."
Und damit verneigte sie sich und zog sich in ihr Zimmer zurück, wo Karin ihrer Herrin bereits wartete.
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Nun war Morgen; — er schien so hell ins Fenster, wie ein Novembermorgen nur irgendwie scheinen kann, aber die Nacht, die zurücklag, war stundenlang eine sehr stürmische gewesen. Ein Südoster hatte den am Thurme hinlaufenden und hier und da locker gewordenen Blitzableiter unter wüthendem Gerassel gepackt und hin und her geschüttelt, was aber für Holk am störendsten gewesen war, das war, daß der Mond, alles Sturmes unerachtet, bis in seinen zurückgelegenen und tief in die Wand eingebauten Alkoven geschienen hatte. Holk hätte sich durch Zuziehen der Gardine vor diesem unheimlichen Blicke schützen können, aber das widerstand ihm noch mehr; er wollte den wenigstens sehen, der da draußen stand und ihm den Schlaf raubte. Gegen Morgen erst schlief er ein, auch da noch unruhig und unter allerlei ängstlichen Träumen. Er war mit dem „Makellos," darauf sich Admiral Jacob Bagge befand, in die Luft geflogen, und als er ein Stück Mast gepackt hatte, um sich daran zu retten, war Ebba von der anderen Seite her, ganz wie ein Meerweib, aufgetaucht und hatte ihn von dem Mast fort und in die Fluth znrückgerissen. Darüber war er erwacht. Er überlegte sich jetzt den Traum und sagte: „Sie wär' es im Stande."
Diesem Gedanken nachzuhängen, war er durchaus in der Laune; doch verbot sich ein Verweilen dabei, denn ein alter Gärtner, der jedes Mal, Wenn die Prinzessin im Schloß war, die Morgenbedienung in den beiden Thürmen zu machen hatte, kam gerade mit dem Frühstück und entschuldigte sich, während er den Tisch ordnete, daß es so spät geworden sei. Das Fräulein von Rosenberg habe denn auch schon gescholten und mit gutem Recht. Aber es werde schon anders werden; nur vorläufig sei noch nichts in der rechten Ordnung. Dabei übergab er zugleich die Zeitungen, die für Holk eingetroffen waren, und einen Brief.
Holk nahm den Brief und sah, daß der Poststempel fehlte. „Ja, der fehlt," bestätigte der Gärtner. „Es ist kein Postbrief; Pastor Schleppegrell hat ihn abgeben lassen. Und einen anderen für das Fräulein." Und damit ging der Alte wieder.
„Ah, von Pastor Schleppegrell," sagte Holk, als er wieder allein war. „Das freut mich, da bin ich doch neugierig, was er schreibt."
Aber diese Neugierde konnte nicht übergroß sein, denn er legte den Brief eine gute Weile bei Seite, und erst als er sein Frühstück, das ihm sichtlich mundete, beendet hatte, nahm er den Brief wieder zur Hand und setzte sich in einen in der Nähe seines Schreibtisches stehenden Schaukelstuhl, der zu der übrigen Einrichtung des Thurmzimmers nicht recht passen wollte. Hier erst erbrach er den Brief. Und nun las er: