Heft 
(1879) 26
Seite
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Theodor Fontane in Berlin.

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Gott sei Dank, eine andre ... Komm', setz' Dich . . . Und ich glaube, Zernitz denkt es auch. Denn Männer in zweiter Ehe, mußt Du wissen, das sind die besten. Das Erst' ist, daß sie die erste Frau vergessen, und das Zweit' ist, daß sie alles thun, was wir wollen. Und das ist die Haupt­sache. Ach Trud, es ist zum lachen; sie schämen sich ordentlich und ent­schuldigen sich vor uns, schon eine erste gehabt zu haben. Andre mögen anders sein; aber für meinen alten Zernitz bürg' ich, und war' nicht der Baltin ..."

Um den eben komm ich," unterbrach Trud, die der Muhme nur mit halbem Ohre gefolgt war,um eben Deinen Baltin. Höre, das hat sich ja mit der Gret', als ob es Braut und Bräutigam wäre. Er muß aus dem Haus. Und ich denke, Du wirst ihn missen können."

Laß doch. Es sind ja Kinder."

Nein; es sind nicht Kinder mehr. Baltin ist sechszehn oder wird's, und Gret' ist über ihre Jahre, und hat's von der Mutter."

Nicht doch. Ich war ebenso."

Das ist Dein' Sach', Emrentz."

Und Dich verdrießt es," lachte diese.

Ja, mich verdrießt es; denn es giebt einen Anstoß im Haus und in der Stadt. Und ich mag's nicht und will's nicht. Du hast einen leichten Sinn, Emrentz, und siehst es nicht, weil Du zuviel in den Spiegel siehst. Lache nur; ich weiß es wohl, er will es; alle Alten wollen's, und Du sollst Dich putzen und seine Puppe sein. Aber ich, ich seh' um mich, und was ich eben gesehn Hab'. . . Emrentz, mir schlägt noch das Herz. Ich komme von Gigas und suche Greten und will ihr sagen, daß sie sich vor­bereitet und ernst wird in ihrem Gemüth, da find' ich sie.. . nun rathe wo? Im Garten zwischen den Himbeerbüschen. Und wen mit ihr? Deinen Baltin ..."

Und er giebt ihr einen Kuß. Ach Trud', ich hab's ja mit angesehn, alles, hier von diesem meinem Fenster, und mußt' an alte Zeiten denken, und an den Sommer, wo ich auch dreizehn war und mit Hans Hensen Versteckens spielte und eine geschlagene Glockenstunde hinter dem Rauchsang saß, Hand in Hand, und immer nur in Sorge, daß wir zu früh gefunden und zu früh in unserm Glück gestört werden könnten. Laß doch Trud, und gönn's ihnen, 's ist nichts mit alter Leute Zärtlichkeiten, und ich wollt', ich stünde wieder, wie heute die Grete stand. Es war so hübsch und ich hatt' eine Freude dran. Nun bin ich Dreißig und er ist doppelt so alt. Hätt' ich noch vier Jahre gewartet, höre Trud, ich glaube fast, ich hätte besser zu dem Jungen als zu dem Alten gepaßt. Sieh nicht so bös drein, und bedenk', es trisft's nicht jeder so gut wie Du. Gleich zu gleich und jung zu jung."

Jung zu jung!" sagte diese bitter.Es geht in's dritte Jahr, und unser Haus ist öd und einsam."