Die Salzburger Emigranten.
Lin Leidens- und Lebensbild aus der evangelischen Diaspora, zugleich ein Zeugniß für die Airchenpolitik der ksohenzollern.
Ocm
O. Vaur.
- Leipzig. -
ZN den Sommermonaten des Jahres 1732 waren viele protestantische Städte des östlichen Deutschlands, insbesondere Sachsens, der Schauplatz eines regen und eigenthümlich bewegten Lebens. In größeren oder geringeren Zwischenräumen kamen große Pilgerzüge in ihnen an, Hunderte von Personen jeglichen Alters und Geschlechtes, in fremdartiger Tracht und eine fremdartige Mundart redend. In ernstem, geordnetein Zuge kamen sie, geistliche Lieder singend, von Süden heran. Vor der Stadt vom Magistrat, von der Geistlichkeit, von der Schuljugend und ihren Lehrern feierlich empfangen und unter festlichem Gesang und Glocken- gelänte zur Stadt geleitet, wurden sie in den Kirchen mit dem Brode des Lebens gespeist, in den Häusern von einer Gastfreundschaft, die sich selbst nicht genug thnn konnte, mit leiblicher Nahrung und Kleidern versorgt und dann nach mehrtägiger Rast, reichlich beschenkt, aus ihren nach Norden führenden Weg unter Gebet und Segenswünschen für ihren Ausgang und Eingang »veiler entsendet. Zwei von diesen Pilgern, Thomas Ammesser und Simon Schwäger, erreichten in Chemnitz das Ziel ihrer Pilgcrschast und fanden am 30. Juli 1732 aus dem dortigen Kirchhofe ihre letzte irdische Ruhestätte. Und die Inschrift aus dem Leichenstein, welchen Chemnitzer Bürger ihnen setzen ließen, sagt uns, was diese Pilger eigentlich für Leute gewesen sind. Es waren, wie es dort heißt, „Pilgrime aus dem Erzbischoffthu m Salzburg, welche um der alleinseligmachenden evangelischen Lehre willen mit ruhiger Seele und stillem Geiste ihr Vaterland und zeitliches Vermögen verließen." Ten Blick von der Erde,