Die
Salzburger Emigranten. lfsf
bekehrnng der evangelischen Ketzer eine nähere und wichtigere Pflicht erkannte, sein Werk der Gegenreformation in Angriff genommen. Bon ihrem Geiste ergriffen, befahl der Erzbischof Wolfgang Dietrich von Raitmann, gleich nachdem er 1587 den bischöflichen Stuhl bestiegen hatte, daß alle seine llnterthanen entweder zur römischen Kirche sich bekennen oder das Land verlassen sollten. Schon damals, sowie unter Wolfgang Dietrichs Nachfolger, wanderten viele Evangelische aus, während die Zurückbleibenden sich den äußeren Formen des Gottesdienstes der römischen Kirche bequemten und in der Stille ihren evangelischen Glauben zu hegen und zu Pflegen fortfuhren. Einige nachfolgende mildere Herren ließen sie dabei auch gewähren, bis 1668 Maximilian Gandolf folgte. Wie damals viele deutsche Fürsten und Fürstcheu in Ludwig XU, der sich gern den Großen nennen ließ, ihr höchstes Vorbild erkannten, so schienen auch den neuen Erzbischof die Lorbeeren nicht schlafen zu lassen, welche der französische König durch Verfolgung seiner evangelischen llnterthanen sammelte. Im Jahre 1684, ein Jahr vor der Aufhebung des Edictes von Nantes, entdeckte man, daß die lutherische Lehre in dem Teffregger Thal eine besonders große Zahl von Anhängern gefunden hatte. Der Erzbischof ließ mehrere von ihnen gefänglich einziehen und auf das Härteste behandeln. Nach ihrer Freilassung mußten sie ein Glaubensbekenntnis; ablegen; und als sie darauf die durch den wcstphälischeu Frieden ihnen zugesicherte Erlaubnis; auszuwandern erbaten, wurden zuerst noch Bekehrungsversnche mit ihnen angestellt, indem man ihnen ihre Bergarbeit nahm, ihre väterlichen Erbgüter ihnen entzog und deren Verkauf untersagte, ihre evangelischen Bücher und Schriften verbrannte und sie vierzehn Tage lang bei Wasser und Brod schwere Zwangsarbeit thun ließ. Einige ließen sich dadurch einschüchtern und schworen den evangelischen Glauben ab. Andere entflohen heimlich und unter Zurücklassung ihrer Habe mit Weib und Kind. Die standhaft Gebliebenen wurden sammt ihren Frauen mit Gewalt zum Lande hinausgestoßen, mußten aber ihre Güter und Kinder zurücklaffeu, damit letztere katholischen Familien oder Instituten zur Erziehung übergeben würden. Unter den mehr als taufend Vertriebenen, welche so in dein kalten Winter 1684—85 ihre Heimat hatten verlassen müssen, befand sich auch jener Joseph Schaidberger aus Dürrnberg bei Hallein, welcher als Verfasser nicht btvs des berühmten Emigrantenliedes, sondern auch mehrerer belehrenden und erbaulichen Schriften bei seinen Glaubens- und Leidensgenossin in der Heimat und in der Fremde ein wohlverdientes Ansehen gewonnen hatte. Mehrmals hat er von Nürnberg aus, wo er mit seiner Hände Arbeit sich nährte und erst 1733 gestorben ist, sich wieder heimlich in feine lieben Berge gewagt und die Bedrängten zu geduldigein Ausharren ermahnt, aber vergeblich versucht, seine Kinder wieder zu erhalten. Man fragt billig: Gab es denn keine Behörde, keine Macht im deutschen Reiche, um seine Bürger gegen solche himmelschreiende Vergewaltigung zu schützen und den Reichsgesetzen Ansehen und Geltung zu verschaffen? Allerdings befand sich bei dem