Heft 
(1879) 26
Seite
194
Einzelbild herunterladen

G. Vaur in Leipzig.

daß nur wenige die natürliche Scheu der Landleute, eine öffentliche Erklärung oder gar etwas Schriftliches von sich zu geben, überwinden würden, und daß man dann die ganze Sache als eine Geringfügigkeit darstellen könne, die nicht der Rede und Beschwerde Werth sei. Aber wie erstaunten die Herren Commissarien, als binnen drei Tagen 20,678 Personen sich als evangelisch hatten einzeichnen lassen, darunter 850 reiche Familien. Nun wurde es doch dem Erzbischof und seinen Rathgebern bange. Am 30. Juli 1731 erließ er eine ungewöhnlich gnädige Verordnung, in welcher er gründliche Untersuchung, und Abstellung aller Beschwerden verhieß, dafür aber auch ermahnte, sich stille im Hause zu halten und alle Zusammenkünfte und Rottirungeu zu unter­lassen. Die dadurch hergestellte Beruhigung und gewonnene Zeit benutzte dann der Landesvater, um die am gefährlichsten scheinenden Punkte militärisch besetzen zu lassen und über sein Land einen faetischen Belagerungszustand zu verhängen.

Denjenigen, welchen diese Maßregeln galten, blieb die ihnen drohende Gefahr nicht verborgen. Schon am 5. August kamen in dem Marktflecken Schwarz ach im Goldegger Gericht gegen dreihundert evangelische Männer zusammen, um sich zur Bewahrung ihres Glaubens im Leben und Tod zu verbinden. Im 2. Buche der Chronik, Cap. 13, V. 5, heißt es, daß Gott mit David und seinen Söhnen einenSalzbund" geschlossen habe. Denn bei alttestamentarischen Bundschließungen pflegte man Salz zu genießen, weil dieses, vermöge seiner erhaltenden Kraft, ein natürliches Symbol der Dauer und Beständigkeit ist. Darum gaben auch diese Salzburger ihrem Bündniß den Namen und die Form eines Salzbundes. Auf einem Tische, um welchen die Nettesten saßen, stand ein Salzfaß. Alle Versammelten traten, Einer nach dem Andern, hinzu, tauchten einen Finger in das Salz, führten es zum Munde und schworen daun mit erhobener Rechten ihrem evangelischen Glauben treu zu bleiben bis in den Tod. Noch heute wird in dem Wirthshause zu Schwarzach die Tischplatte gezeigt, welche die Inschrift führt:Das ist der nämliche Tisch, woraus die luterschen Bauern Salz

geleckt haben im Jahre 1729" es ist aber vielmehr 1731 gewesen. Sofort wurden einundzwanzig Aelteste und Vorleser an den Kaiser abgesaudt, um persönlich dessen Schutz und Hilfe anzurufen. Aber außer zweien, die durch Baiern entkamen, wurden sie in Linz aufgegrissen und sodann in der Festung Hohensalzburg eingesperrt. Dagegen gelang es einer andern Deputation, in Regensburg die evangelischen Stände zu neuen fruchtlosen Beschwerden bei dein Erzbischof zu veranlassen, und zwei ihrer Mitglieder fanden über Kassel, wo sie mit dem König Friedrich von Schweden, einem geborenen Landgrafen von Hessen, in Unterhandlungen trateu, die jedoch zu keinem Ziele führten, ihren Weg nach Berlin zu König Friedrich Wilhelm I. Dieser Monarch, den man gewohnt ist, in der Mitte seines Tabakscollegiums, oder an der Spitze seiner Wachtparade, oder als einen despotischen Vater gegen­über einem genialen Sohne sich zu denken, war gleichwohl ein nicht blos