Heft 
(1879) 26
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Die Salzburger Emigranten.

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charakterfester, sondern auch weitblickender und hochherziger Fürst, welcher in jener Zeit, da man an den meisten deutschen Hosen seine Ehre darin sülchte, die Liederlichkeit des französischen nachzuäffen, in seiner Einfachheit, Sparsam­keit und ehrenfesteil protestantischen Zucht, um ein von ihm selbst ausgegangenes geflügeltes Wort zu gebrauchen, als einUocRsr von Uronxo" dasteht. Schon hatte er die Proteste und Beschwerden seines großen Ahnherrn über das deil salzburgischen Protestanten widersahrene schreiende Unrecht öfter wieder ausgenommen. Vorsichtig, wie er war, ließ er jetzt die vielfach verdächtigten Salzburger erst von seinen Theologen auf die Reinheit ihres evangelischen Glaubens prüfen. Als sie aber diese Prüfung bestens bestanden hatten, entließ er sie mit dem Bescheide, er wolle, wenn auch gleich etliche Tausend von ihnen in sein Land kommen würden, sie alle ausnehmen, ihnen Hans und Hof, Aecker lind Wiesen geben und ihnen als seinen eigenen Unter- thaneu begegnen; zugleich wurden sie zur Rückreise nach Regensburg mit den nöthigen Geldmitteln ansgestattet.

Unterdessen fuhr man in Salzburg fort, die friedlichen Leute, die an keinen Ansstand dachten, selbst ihre Stutzen ohne Widerstand sich abnehmen ließen, als Rebellen zu behandeln, ja der Erzbischof bat sich zu ihrer Ueber- wältigung österreichische Militärhilfe vom Kaiser aus. Dieser aber erließ vielmehr am 26. August 1731 ein Manifest, welches den Salzburgern Erledigung ihrer Beschwerden verhieß, wenn sie sich ruhig verhielten und ihre Klagen auf dem ordentlichen Wege vorbrächten. Der Erzbischof ließ es gar nicht zur Kunde seiner Unterthanen gelangen; und da nun die vom Kaiser erwarteten Beschwerdeschriften selbstverständlich ausblieben, so wurde auch er verdrießlich und gestattete, daß zunächst das Dragonerregiment des Prinzen Eugen, der von diesem Bütteldienst seiner Soldaten sehr wenig erbaut war, am 22. September in Salzburg einrückte. Die Dragoner wurden bis zur Zahl von 50 Mann in die Häuser und Höfe der Evangelischen ein- qnatiert, besorgten aber doch, da sie großentheils selbst Protestanten waren, das saubere Geschäft nicht mit der gewünschten Härte und Raffinirtheit und wurden daher durch gutkatholische Kürassiere ersetzt, die nun das Bekehrungs­werk ganz nach dem Vorbilde von Ludwigs XIV. Dragvnaden betrieben. Das Geschrei der wehr- und hilflos Unterdrückten, deren Vergewaltigung auch die Glaubenslehre der römischen Kirche zu den vier himmelschreienden Sünden rechnet, drang nicht vergeblich zu den Ohren des Oorpns ovang-olloormn. Tie evangelischen Stände forderten energisch, daß der Erzbischof ihren Glaubensgenossen entweder freiere Religionsübnng oder freien Abzug unter den gesetzlichen Normen gestatte. Und nun antwortete Firmian mit jenem famosen Emigrationsmanifest, welches er, wie zum Hohn auf den Gedüchtnißtag der Reformation, am 31. Oetober 1731 veröffentlichte. Es schlug den reichsgesetzlichen Bestimmungen des westphälischen Friedens geradezu in's Angesicht. War dort von einem Answanderungsrecht die Rede, so wurde hier die Auswanderung allen evangelischen Salzburgern unter Androhung

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