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<§. Baue in Leipzig.
Ach führ mich, Gott, in eine Stadt,
Wo ich Dein Wort kann haben,
Damit will ich mich früh und spat In meinem Herzen laben.
Soll ich in diesem Jammerthal Noch lang in Armuth leben,
Gott wird mir dort im Himmelssaal Ein' besser' Wohnung geben.
Wer dieses Liedlein hat gemacht,
Der wird hier wohl gencnnet,
Des Papstes Lehr hat er veracht,
Und Christum frei bekennet.
Joseph Schaidberger.
Aber die Salzburger haben nicht blos selbst gedichtet, sie haben auch durch ihre Erlebnisse zu einem der vollendetsten Werke deutscher Dichtung den Anlaß gegeben. Unter dem Titel „Das liebthätige Gera gegen die Salzburgischen Emigranten" ist zu Leipzig 1732 ein Schriftchen erschienen, in welchem S. 31--36 folgende Erzählung zu lesen ist: „In Altmühl, einer Stadt im Oettingischen gelegen, hatte ein gar feiner und vermögender Bürger einen Sohn, welchen er oft zum Heirathen angemahnet, ihn aber dazu nicht bewegen können. Als nun die Salzburger Emigranten auch durch dieses Städchen passiren, findet sich unter ihnen eine Person, welche diesem Menschen gefallet, dabei er in seinem Herzen den Schluß fasset, wenn es angehn wolle, dieselbe zu heirathen; erkundigt sich dahero bei denen andern Salzburgern nach dieses Mädchens Ausführung und Familie, und erhalt zur Antwort, sie wäre von guten, redlichen Leuten und hätte sich jederzeit wohl Verhalten, wäre aber von ihren Eltern um der Religion willen geschieden
und hätte solche zurücke gelassen. Hieraus geht dieser Mensch zu seinem
Vater und vermeldet ihm, weil er ihn so oft sich zu verehlichen vermahnet, so hätte er sich nunmehr eine Person ausgelesen, wenn ihm nur solche der Vater zu nehmen erlauben wolle. Als nun der Vater gerne wissen will, wer sie sei, sagt er ihm, es wäre eine Salzburgerin, die gefalle ihm, und wo er ihm diese nicht lassen wollte, würde er niemalen heirathen. Der Vater erschrickt hierüber und will es ihn: ausreden, er läßt auch einige seiner Freunde und einen Prediger rufen, uni etwa den Sohn durch ihre Vermittelung aus andere Gedanken zu bringen; allein alles vergebens. Daher der Prediger endlich gemeinet, es könne Gott seine sonderbare Schickung
darunter haben, daß es sowol dem Sohne als auch der Emigrantin zum
Besten gereichen könne, woraus sie endlich ihre Einwilligung geben, und es dem Sohn in seinen Gefallen stellen. Dieser geht sofort zu seiner Salzburgerin und fragt sie, wie es ihr hier im Lande gefalle? Sie antwortet: Herr, ganz wohl. Er versetzet weiter: ob sie wohl bei seinem Vater dienen wollte? Sie sagt: gar gerne; wenn er sie annehmen wolle, gedenke sie ihm