Heft 
(1879) 26
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Anton Ru bin st ein.

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ganz besonders znsagten, dem die Königin ihr Wohlwollen kundgab, der neben reichen und edlen Gaben, einen berühmten Familiennamen mitbrachte und im vollen Glanze des reichen Gentleman erschien, der Bezahlung für seine Mit­wirkung nicht annahm haben nur Joachim und später noch Rubinstein eine solche Stelle einzunehmen vermocht. Der große Geiger genießt hierbei den in England unermeßlichen Vortheil, daß er seit seiner Jugendzeit alljährlich wieder­gekehrt, sich in die Gewohnheiten und Sitten des Landes ganz eingelebt hat, und von den Londnern als ein Ihriger betrachtet wird, wie einst Händel. Rubinstein ging im Jahre 1858 wieder nach Petersburg. Dort fand er nicht blos die begeistertste Ausnahme und alle möglichen Beweise der Verehrung und Bewunde­rung, die ihm in seiner Eigenschaft als berühmter Russen gezollt wurden, sondern auch die gesellschaftlichen Verhältnisse, die ihm als Künstler die ange­nehmsten erscheinen mochten. Wir müssen ihnen einige kurze Betrachtungen widmen, weil sie nicht ohne Einfluß auf seine Denkungsart, und mittelbar auf sein Wirken geblieben sind. Ich will hier, um dem Verdacht eines Widerspruches mit den eigenen Ansichten in vorhinein zu begegnen, gleich wiederholen, daß nach meiner Ueberzeugung starke, entschiedene Anlagen durch äußere Ein- sllffsc nicht bestimmt werden können; wohl aber ist zu prüfen, ob die Verhältnisse geeignet waren, manche Neben-Neigungen zu begünstigen oder zu behindern, und ob hiedurch die Selbsterkenntnis; der Anlagen befördert, oder zurückgehalten worden ist. Die Fortschritte der Physiologie und der mit dieser sich verbündenden Psychologie haben für die entschiedenen Vertreter des absoluten Idealismus nur wenig Bedeutung, da, was sich ihrem Systeme nicht anpaffen läßt, ihnen als der philosophischen Forschung nnwerth erscheint, oder als erst in der Entwicklung begriffen, deren letztes Resultat ihr System sein wird. Doch Eines haben diese Fortschritte sestgestellt, was auch selbst die Gegner der auf Physiologie sich stützenden Seelenlehre nicht bestreiten können: daß die Lebensgebrüuche, die gesellschaftlichen

Gewohnheiten und die daraus entspringenden moralischen und ästhetischen Anschauungen, untrennbar sind von klimatischen und geographischen Ver­hältnissen, daß die Sitten und Gebräuche von Paris ebenso verschieden sein müssen von denen Berlins, als der Boden, der Himmel, die Bewässerungs-

Verhältnisse und die zugänglichsten Nahrungsmittel der beiden Städte von

einander verschieden sind. Zwar richtet sich die elegante Gesellschaft der meisten Großstädte in vielen Dingen nach dem, was Paris vorschreibt; sie weiß genau, wie lang die Schleppen und wie klein die Hüte getragen werden, und ob die Schleifen, die Schnallen und die Blumen mehr nach vorwärts zu setzen sind; welche Farbe der berühmteste Schneider von Paris, der für keine Robe unter 15002000 Franken seinen ora^on rührt (die Nadel

nimmt er nie zur Hand), besonders affectionirt, ob und welche Gemüse in

den dritten oder vierten Gang kommen, und dergleichen mehr; aber bei jedem Ereignisse, das nicht unter dem Scepter der Mode steht, zeigt es sich, daß in jeder Großstadt Anschauungen und Sitten der Gesellschaft von ihren eigen-