lieber den gegenwärtigen Ltand der jdestfrage. 22 (
Wanderung zu verhindern, da der Kampf mit der eiumal ausgebrochenen Krankheit als eiir mindestens sehr zweifelhafter erschien.
, Welches find aber die Maßregeln, die mit einiger Aussicht auf Erfolg in prophylaktischer Beziehung ergriffen werden sollen? Da unserer Generation zum größten Theile die eigenen Erfahrungen in Bezug auf die Pest mangeln, so können sie nur den Vorkehrungen früherer Epochen entnommen und vielleicht höchstens den: fetzigen Stande unserer Anschauungen von der Ausbreitung epidemischer Krankheiten angepaßt sein. Es dürfte nun, auch mit Rücksicht auf eine eventuelle Kritik dieser Maßnahmen, nicht uninteressant sein, zu erfahren, wie sich dieses System der Abwehr allmälig herausgebildet hat, und können wir dies wol dadurch am besten erzielen, daß wir die, einzelnen Jahrhunderten angehörenden, znm größten Theil amtlichen Verordnungen, die gegen die Ausbreitung der Pest gerichtet sind, daraus hin untersuchen. Wir gewinnen hiedurch auch ein recht anschauliches, cultnrhistorisch wichtiges Bild von der Entwicklung der Medicin, die sich ja in diesen so hochwichtigen, vom Stadtmagistrat oder von der Regierung erlassenen Verordnungen wiederspiegeln muß. Wir wollen hiebei von den Hcilversuchen, die die einzelnen Epidemien mit sich brachten, ganz absehen, gilt ja hier so recht die Klage Fauslls:
„Hier war die Arzenei, die Patienten starben.
Und Niemand fragte: wer genas?"
Auch wäre es kaum möglich, diesen Wust an Mitteln, herbeigeholt aus des gesummten Arzneischatzes verborgenen Tiefen, und gestützt durch die wunderbarsten, oft gauz mystischen Theorien, zu bewältigen. Die Abfassung der betreffenden Schriften erleichtert uns dieses Vorhaben schon dadurch, daß sie meist aus zwei Theilen bestehen:
„Das Regiment hat zwen Theil.
„Ter erst. Wie sich die gsunden verhielten sollen/ das sy nit mit dem „Bresten jnficiert werden.
„Der annder Thayl. Wie man die Kranckhen Curirn vnd hassten „soll w. (1553)."
Bevor allerdings daran gedacht werden konnte, durch menschliches Eingreifen etwas gegen das Wüthen und die Ausbreitung der Seuche zu thun, mußte die fatalistische Auffassung, in derselben nur eine wolverdiente Strafe Gottes zu sehen, mußte der mystische Glaube an den Einfluß der Gestirne beseitigt oder wenigstens gemildert werden, und da war es das 14. Jahrhundert, wo die schreckliche Zahl der Opfer, die dem schwarzen Tod verfielen, nur zu reichlich dazu beitragen konnte, etwas Licht über die Propagation dieser Pandemie zu verbreiten; so wird denn auch schon aus dieser Zeit von erfolgreichen Schritten gemeldet; Mailand und Valletidone (bei Piacenza) sollen durch strenge Absperrungsmaßregeln durch ungefähr 2 Jahre (bis 1350) sich der Pest erwehrt haben. In Reggio verordnete Visconti Barnabo im Jahre 1374, es solle jeder, der von der Pest befallen werde, seinen Wohnort verlassen, und sich auf das Land oder in den Wald begeben, und seine