Heft 
(1879) 26
Seite
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Isidor 2oyka in München.

Krankheiten, wie z. B. Blattern, genannt werden, welche sich vom Menschen aus den Menschen wieder übertragen lassen, wo die Annäherung oder die Berührung die unmittelbare Veranlassung ist zur Uebertragung des Krankheits­keimes ans den Nachbar, der nun selbst von demselben insicirt wird, aber ihn auch weiter verbreiten, aus andere übertragen, kurz verschleppen kann, ohne selbst von der Krankheit ergriffen werden zu müssen. Mit dem Ausdruck miasmatisch sollen dagegen solche Krankheiten bezeichnet werden, bei welchen, wie z. B. beim Wechselsieber, die schädliche Potenz, das Krankheitsgift außer­halb des Meuschen meist im Boden oder in der Lust sich erzeugt, und eine größere Anzahl von Menschen mit einem Male befällt, ein Krankheitsgift (Miasma), dem vielfach eine gasförmige Natur zugeschrieben wurde und das wol den Menschen inficiren, aber nicht durch das Medium des Menschen weiter verbreitet werden kann, das, indem es im Menschen seine verderbliche Wirkung ausübt, auch seine Eigenartigkeit, seine inficirende Kraft verliert. Als ein weiterer Gegensatz zum Contagium erscheint dann noch der Umstand, daß nach damaligen Begriffen das Miasma, das dem Boden entstammende Krankheitsgift, immer an Ort und Stelle entstehen mußte, also nicht ein­geschleppt werden konnte.

An der Hand derartiger Anschauungen würde jetzt eine Erklärung der Weitcrverbreitung mancher Jnsectionskrankheiten kaum möglich sein, besonders da mit dem Worte Miasma meist wirklich noch das autochthone Entstehen des Krankheitsgistes gemeint ist, und viele hiebei sogar noch an gasförmige Körper denken. Wir müssen deshalb, gerade in Verbindung mit der Theorie der parasitären Jnsection, d. h. der Jnsection durch Organismen, eine andere Eintheilung treffen, und können hier die von v. Pettenkofer bereits 1872 vorgeschlagene aceeptiren. Denn da man jetzt zu der Voraussetzung gezwungen ist, für beide Gruppen, als deren Repräsentanten wir oben Blattern und Wechsel­fieber genannt haben, ähnliche Jnseetionsträger niedrigste Organismen, die Spaltpilze < anzunehmen, so handelt es sich nur um den Ort ihrer eigen­artigen Entwicklung, ihrer Vermehrung von dem aus sie auf den Menschen wirken und weiter verbreitet werden können. Dieses kann nur der Fall sein innerhalb des menschlichen Organismus. Die Jnseetionsträger sind dann cntogene, und von Menschen auf Menschen übertragbar, oder aber, sie finden die geeigneten Bedingungen zu ihrer Reproduktion und specisischen Entwicklung außerhalb des Menschen, etwa im Boden oder im Hause, und treten von da aus in den menschlichen Organismus ein. Solche, außerhalb des mensch­lichen Organismus zur Reproduktion und eigenartigen, specisischen Entwicklung gelangenden Jnseetionsträger nennen wir dann ektogene. Diese bedürfen hiezu eigcnthümlicher Verhältnisse, die zumeist im Boden, aber auch in gewissen klimatischen Einflüssen w. gelegen sind, so daß also an Orten oder zu Zeiten, wo derartige Bedingungen nicht vorhanden sind, auch jene Krankheiten nicht entstehen, und, wenn auch eingeschleppt, nicht zur Ausbreitung gelangen können. Als Beispiel von an derartige Verhältnisse gebundenen Krankheiten nenne