Heft 
(1879) 26
Seite
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Isidor Soyka in München.

Immunität oder im umgekehrten Sinne die locale Disposition zuzuschreiben. Es wäre z. B. ganz verfehlt, der höhern Lage allein, der sich die soeben angeführten Orte erfreuen, die Immunität zu vindiciren; wol scheint sie dazu beizutragen, aber doch nur im Verein mit anderen Momenten. In der Geschichte des schwarzen Todes wird bereits benierkt, daß die Gebirgsgegenden Irlands (und anfangs auch Schottlands) kaum von 0er Krankheit zn leiden hatten, dasselbe soll auch von der Schweiz, vom Thüringer Wald u. A. gelten, daß jedoch die höhere Lage hierbei nicht das einzige maßgebende Moment sein konnte, erhellt aus dem Verhalten der Seuche in einer etwas spätern Periode, wo 1349 in Canton Wallis die Pest gerade in den bergigen Gegenden heftiger wüthete, als in den tieferen. Noch deutlicher wird jedoch dieser nur beschränkte Einfluß der hohen Lage durch das Verhalten der Pestepidemien in Malta illustrirt, wo gegenüber dem Berge Säst ein ebenso hoch und ebenso luftig gelegener Ort Zebug 1813 von der Pest sehr heftig heimgesucht worden ist. Insofern konnte auch Covino in seiner farbenreichen Schilderung des schwarzen Todes mit Recht singen:

4.u.stral68 xoxnlos änin storosrot aut orlentis 1l68g6i'i6 Asntd8, agnilonls ü'IZläg, rsZ'NL 'N8tm «oMclnnt, gnoä sit sibi pnilor asr.

Uon 6küor Mt Ü-1ZN8 86N t6INg6lÜ68 r6g1oiÜ8 Lrcüliit, ant gatrlo, guangnam slt oon-;ru.Ä, 86Ü68.

81 t'nsi'kmt alti Montkü vallssvs protuiiäs,

81 moclooi'ls loons ant marw insnlg^ vol 81 6g.ing1 glanlolss, seoxnlls ant L8p6in tollns,

81 U6MN8 ant lltta.8 8abwo8nm, 8lvs pLlncl68.

8srp1t ubigus 1n68, gusR 8LN6lat onnns gnock esc snb 8ol6 solnin; 8olumgu6 8oIuai non «Iranist znno l'srsegnltnr Üuv1v8 bom1n68 gelassigus gor nncla8.

Nicht die Verschiedenheit des Himmelsstriches, nicht der Süden oder die reine Lust des Nordens, nicht Wärme noch Kälte des Klima's vermag die entsetzliche Krankheit auszuhalten. Sie dringt in die Gebirge, wie in die Thäler, in Binnenländer wie zu Inseln, in Ebenen wie in hügeliges Gelände, nicht Wald, noch See, noch Sumpf läßt sie verschont. Sie folgt dem Menschen aus den Wellen des Oceans, sie dringt in Dörfer, Lager, Städte. Vergebens wird die Kälte des Winters herbeigesehnt; die Seuche achtet nicht der Milde des Frühlings, noch der Gluth des Sommers, nicht des Wechsels des Mondes und des Standes der Gestirne, nicht des feuchten Südwinds und des rauhen Nords" (Haeser). Um einen Ort immun zu machen, müssen eben verschiedene Factoren zusammen wirken; allein für sich sind sie nicht im Stande, das Uebel aufzuhalten. Zu diesen Factoren müssen nur nun unstreitig auch die Witterung, die Wärme, die geographische Lage zählen. Es wird ja vielfach das Erlöschen der Seuche nüt der größten Hitze oder auch ' in unfern Gegenden mit großer, trockener Kälte erwähnt. Wichtiger aber noch als dies ist die Beschränkung der Ausbreitung,