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Asiäticns.
Ursachen der Restauration der Aaisergewalt.
Die Restariration ist durch die Fremden herbeigeführt worden : wäre das Land ihnen verschlossen geblieben, so führte das Taiknnat jetzt noch gerade so wie vor zwei Hundert Jahren sein despotisches Regiment. Die gewöhnliche Annahme, daß die alten Zustände an und für sich unhaltbar geworden, und ihr Umsturz über kurz oder lang hätte von selbst erfolgen müssen, entspricht nicht dem wahren Sachverhalt. Das Land befand sich wie in einem Todesschlafe; alles geistige Leben war durch die harten Ordnungen des Taikunats zu Boden getreten, und es bedurfte eines gewaltigen, welterschütternden Ereignisses, um den alten Heldensinn des Volkes wieder zu Wecken. Ein solches Ereigniß war für das seit Jahrhunderten als eine Welt für sich bestehende Japan die Ankunft der Fremden; seitdem sie unter den ersten Taiknnen ausgetrieben, war kein Versuch mehr gemacht worden, die Barrieren, welche ihnen gezogen waren, zu sprengen; so von Außen durch nichts gestört, im Innern durch keine Fehden und Bürgerkriege mehr aufgeregt, hatte man sich nach und nach einem beschaulichen Stillleben hingegeben und Alles um sich herum vergessen.
Da auf ein Mal kam die dumpfe Kunde von der Einnahme von Kanton durch die Engländer und dem vereinten Vorgehen der fremden Mächte gegen die chinesische Regierung. Unaufhörlich durchdampften Kriegsschiffe die Meere längs der Küsten, und nach und nach stellten sich die Geschwader der fremden Mächte in der Bay von Aedo ein (1856—1858) und verlangten Aushebung dessen, was bisher als ein Grnndstatnt des Reiches, als die Garantie seines Bestehens war angesehen worden. Das Taiknnat suchte durch Aufschub und Ausflüchte die ungebetenen Gäste zu entfernen; das Volk aber, vom obersten Norden bis zum tiefsten Süden, durchzuckte es wie ein elektrischer Schlag. Der lange Traun: von der Unverletzlichkeit des japanischen Bodens war ausgeträumt, die Fremden waren wieder da, hundert Mal furchtbarer als in jenen Tagen von Nagasaki und Hirado, ausgerüstet mit Kanonen und Gewehren; ihre Schiffe nicht mehr den Zufällen des Windes und Wetters unterworfen, sondern durch die Kraft des Dampfes im Stande, dem geringsten Wunsche ihrer Leiter zu gehorchen; und Japan war ungerüstet. Die Vesten an den Meeren waren 'verfallen, die Rüstungen in den Kammern verrostet. Im Nu waren die alten Waffen wieder hervorgeholt, die Schwertfeger arbeiteten Tag und Nacht, allenthalben übte sich die Jugend zum Kampfe; die alte Unthätigkeit war dahin, die königliche Ordnung des Taikunats mit einein Schlage vernichtet.
Oociale und politische Zustände vor der Restauration.
Wo bisher vom japanischen „Volk" die Rede gewesen ist, und auch in dein weiteren Verlauf dieser Arbeit, ist diese Bezeichnung unserem europäischen Begriff nicht entsprechend; denn es ist darunter nicht die Gesammtheit der