Heft 
(1879) 26
Seite
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- Die staatliche und sociale Entwickelung Japans.- 2H7

das Samurai-Volk wie frisch belebt nach langer Ruhe sich erhob, die längst entwöhnten Rüstungen wieder anlegte und die Austreibung der Fremden forderte, brach im eigenen Hause der Taikune die Zwietracht aus; jäher Tod brachte zweimaligen Wechsel in der Person des obersten Leiters, durch offenen Mord verfolgten sich die Parteien. Im Nu schwanden Ordnung uud Sicherheit; Banden entschlossener Samurais durchzogen plündernd und mordend das Land, auch Fremde fielen dem Fanatismus Einzelner zum Opfer. In dieser kritischen Lage that das Taikunat einen Schritt, der der erste zu seinem Untergang genannt werden muß; es appellirte an die Autorität des Kaisers und verlangte von ihm Bestätigung der mit den Fremden geschlossenen Verträge. Aber inzwischen war die Mauer, welche die Person des Herrschers vom Volke getrennt hatte, durchbrochen worden, einzelnen Samurais des Südens war es gelungen, mit den Hofadligen und den kaiserlichen Würden­trägern in Verbindung zu treten, uud anstatt Billigung enthielt die Antwort des Kaisers den Befehl zur Austreibung der Fremden.

Während daraus das Taikunat noch zwischen Gehorchen und offener Auflehnung gegen den kaiserlichen Befehl schwankte, erössnete ein Fürst des Südens, Choshu, 1863 das Feuer aus die an seinen Küsten vorbeifahrenden fremden Schisse; aber auf sich allein angewiesen, und von seinen Nachbarn nicht unterstützt, wurde er sowohl von den vereinigten fremden Geschwadern durch das Bombardement von Simonoseki gezüchtigt, als auch später, nachdem seine Samurais einen vergeblichen Versuch gemacht hatten, den Kaiser aus Kiyoto zu entführen, von den Truppen des Taikuns mit Krieg überzogen und seine obersten Beamten mußten das Geschehene mit dem Leben büßen. So war das Taikunat wieder Herr der Situation, in welcher es sich um so mehr behaupten zu können schien, als inzwischen der Kaiser anderen Sinnes geworden war. Der Plan der Ehoshuaner, ihn aus seiner Residenz Wegzufuhren, hatte ihn mit Schrecken erfüllt, von solch' revolutionärem Handeln wollte er nichts wissen; so warf er sich wieder rückhaltlos dem Taikun in die Arme, der ihn und die treu gebliebenen Hosadligen durch eine außerordentliche Vermehrung ihrer Apanagen belohnte.

Fall des Taikunats.

Jedoch bald daraus, zu Anfang 1867, starb Romei Tenno und der jetzige Kaiser bestieg als fünfzehnjähriges Kind den Thron. Der Kaiserliche Vormund und Regent, jetziger Premier-Minister Sandjo, war gerade der eifrigste Feind des Taikunats und einer der Anstifter des Aufstandes der Ehoshuaner gewesen; durch seine Verwandtschaft mit dem Fürsten von Satzuni gelang es ihm, die alte Feindschaft zwischen diesem und Choshu zu überwinden und beide zu vereintem Handeln zu bewegen. Ihren und der übrigen Fürsten Waffen, die sich nach und nach angeschlossen, erlag der Taikun bei Fushimi im Januar 1868 nach kurzer Gegenwehr, seine Vasallen im Norden setzten den Kamps noch einige Zeit, aber ohne Erfolg fort.