Heft 
(1879) 26
Seite
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2^8 Asiaticus.^

Jetzt entstand die Frage, was an die Stelle des Alten zn setzen sei,

und unter den Fremden war die Besorgniß allgemein, daß die siegreichen

südlichen Fürsten nun den Vertreibungskrieg gegen sie beginnen würden. In Wirklichkeit war diese Furcht ganz unbegründet, denn in den südlichen Fürsten- thümern, vor allen Choshu und Satzuma war das Verständnis; sür die

Fremden und ihre Zwecke ein viel richtigeres und tieferes, als am Hofe der Taikune, wo man auf nichts anderes gesonnen hatte, als wie man sich wieder ihrer entledigen könne. Hier herrschte der starrste Conservatismns, der in

allem Neuen mit Recht eine Gefahr für das Bestehende erblickte; dort im

Süden aber konnte das leicht erregbare, dem Neuen ergebene Naturell des

Japaners zu ungehindertem Durchbruch kommen.

Von den zu Nagasaki auf Desima lebenden Holländern waren die

Samurais immer fern gehalten worden; der Besuch ihrer Niederlassung und der Verkehr mit ihnen wurde auf's Strengste bestraft, der Besitz eines fremden Buches allein schon als ein Verbrechen angesehen. Auch die eigenen Samurais und Beamten hatten die Taikune von dein Verkehr mit den Holländern abge­schlossen, sodaß deren mehrhundertjühriger Aufenthalt im Lande fast keine Spur zurückließ. Nur denjenigen, welche sich dem Dolmetscherdienste widmen wollten, war es gestattet, bei den Fremdlingen Sprachunterricht zu nehmen, und erst in den allerletzten Jahren hatte die glückliche Laune eines Taikuns die medizinischen Werke der Europäer vom Index gestrichen. Das Taiknnat hatte also diesen einzigen ofsengebliebenen Weg nicht benutzt, um vom Auslande zu lernen.

Anders verfuhren die Samurais der südlichen Clans, als sie plötzlich die fremden Dampfer ihre Meere durchziehen sahen und erfuhren, daß in den Häfen von Simoda und Nagasaki diese Weltwunder allen Augen sichtbar seien. Zwar war ihnen der Besuch dieser Plätze fortgesetzt streng verboten, aber nichts konnte die einmal erwachte Neugier länger zurückhaltcn. Als Kausleute verkleidet reisten sie dorthin, als Diener wußten sie sich in die Häuser der Fremden einzuschlcichen, und viele von den jetzigen leitenden Staatsmännern haben damals unter beständiger Todesgefahr bei den Holländern und den erstell Ankömmlingen anderer Nationen den erstell Unterricht in den fremden Sprachen und Wissenschaften genossen. Viele trieb die Lust zur Reise nach Europa und Amerika, um dort in ihrer Heimat das Thun und Treiben der Fremden, ihre Macht und Wissenschaft kennen zu lernen. Auch der Besuch des Aus­landes war vom Taiknnat verboten, aber die Fremden waren nur zu bereit, zur Täuschung der Regierung die Hand, zu bieten, und die Reiselustigen heimlich aus ihren Schissen wegzubringen. So gelaugte, ohne daß die Negierung eine Ahnung davon hatte, früher schon als 18601861 eine Anzahl junger Samurais aus Satzuma und Choshu nach Europa und Amerika, unter andern von Satzuma die jetzigen Gesandten in Paris, London und Washington, Samedjima, Uyeno, Joshida, der Vice-Minister des Auswärtigen Mori, und der augenblicklich in Angelegenheiten der Tarif-Revision nach Europa ent­sandte Tecernent im Finanzministerium, Joshiwara; von Choshu die beiden