Bild schrecklicher Verwirrung, der Auflösung und des Zerfalls des Alten, des unsicheren Anpassens des Neuen. Unreife Pläne drängen der eine den andern; dort find die Conservativeu oder Patrioten bemüht, alte Einrichtungen und Würden aus der Rumpelkammer der Vergangenheit hervorzusuchen und die Vorgefundenen Zustände in ihre greisenhaften Formen hineinzuzwängen; hier versuchen die leidenschaftlichen Bewunderer Europas seine Cultur durch tausend Schleusen über das Land zu ergießen. Die englische Constitution sollte unverändert eingesührt werden. 1869 tagte schon ein Parlament, freilich nur für wenige Wochen, und seitdem ist seine Spur verloren. Unaufhörlich war in den Aemtern der Wechsel der Personen, der Titel und der Organisation; das Ediet von heute wurde morgen durch ein anderes widerrufen.
Abschaffung des Feudalwesens.
Ta ine Sommer 1871 wurde auf ein Mal alle Welt durch ein Ereigniß überrascht, welches selbst die kühnsten reformatorischen Köpfe einige Jahre vorher nicht für möglich gehalten hatten; in Europa zumal wollten viele Kenner japanischer Zustände selbst dann noch nicht daran glauben, als einige Jahre des Bestehens es zu einer unwiderruflichen Thatsache gemacht hatten. Es war die Absetzung der Fürsten, der Sturz des Feudalweseus. Und doch, wenn mau von unserm jetzigen Standpunkte aus die damaligen Verhältnisse betrachtet, so war dies eine natürliche Folge der Restauration und durch die Logik der Dinge geboten. Zunächst war der Fortbestand der Fürsten vom Rechtsstandpunete aus nicht mehr zu vertheidigen, denn' der Grund ihres Bestehens lag im Taikunate und indem dasselbe als nicht mehr zeitgemäß abgeschafft wurde, war auch über sie das Urtheil gesprochen. Zudem war das Taikunat immer als eine Usurpation angesehen worden, als solche mußten mithin auch die souveränen Gewalten der Fürsten gelten. — Tie Anfänge des Feudalwesens liegen im 11. Jahrhunderte. Um diese Zeit war die Macht der Kaiser vollständig zerfallen, und die Herrschaft über das Reich in die Hände weniger Großen gelangt, die die großen Reichsämter allmälig an sich gebracht und so eine wirkliche Beacht sich geschaffen hatten. Serailintriguen, wie in allen polyganufchen Staaten, hatten mitgeholfen. Es folgte nun eine zweihundertjährige Periode heftiger Kämpfe zwischen den Großen, die schließlich am Ende des zwölften Jahrhunderts durch den berühmten Minamoto Joritomo zu einem vorläufigen Abschluß gebracht wurden. Er war der erste Taikun oder Shogun, wie damals der allgemein gebräuchliche Titel war, und theilte das ganze Reich als Lehen unter seine Feldherren. Nach seinem Tode begann der Bürgerkrieg wieder miss Neue; eine Shogun-Dynastie stürzte die andere, die Lehnsfürsten lagen untereinander in beständiger Fehde, nur das Schwert herrschte; immer wieder und wieder erhoben sich aus den Kriegern mächtige Heerführer, die im Nu mit der Spitze des Schwertes ganze Länder ihren Besitzern entrissen und alle bestehenden Gewalten über den Haufen warfen. Erst um die Wende