Heft 
(1879) 26
Seite
252
Einzelbild herunterladen

252

A s i a t i c u s.

des sechszehnten Jahrhunderts gelang es dein Ahn der eigentlich sogenannten Taikune, Jyeyassn, dauernde Zustände herzustellen und einen wirklichen Feudal­staat zu schaffen, dessen Formen er dem elastischen chinesischen Alterthum ent­lehnte. So erlangten die japanischen Fürsten durch ihn erst die Anerkennung der Herrschaften, welche sie sich während der allgemeinen Auflösung durch Kamps erobert hatten. Mag nun der Taiknn nach seiner Fiction als der alter ego des Kaisers anfgefaßt werden, oder wie die kaiserliche Partei ihn bezeichnete, als Rebell und Usurpator, in jedem Falle mußten sich die Fürsten klar darüber sein, daß sie mit seiner Absetzung auch die ihrige aussprachen.

Diese selbst leisteten auch keinen Widerstand, denn ausgenommen jenen Fürsten von Satzuma, der inzwischen gestorben war, sand sich unter ihnen allen kein einziger, der Kraft und Ansehen besessen hätte, der allgemeinen Bewegung entgegenzutreten, oder sich zum Leiter derselben zu machen. In den drei ersten Jahren der Kaiserherrschast war allerdings der Versuch geinacht worden, die hervorragenderen Fürsten mit den Hofadligeu an die Spitze der hohen Staatsämter zu stellen, nach und nach aber waren sie, ebenso wie die letzteren, sümmtlich daraus verdrängt werden und so wird jetzt, die beiden Cabinets-Präsidenten ausgenommen, kein Staatsamt von irgend eurer Bedeutung von anderen als Samurais bekleidet.

Der Rus nach Abschaffung des Fendalwesens erscholl aus den Reihen der Samurais schon bald nach dem Sturze des Taikunats, und allmälig wuchs derselbe zu solcher Stärke, daß die überraschten Fürsten von selbst den: Kaiser die Rückgabe ihrer Lehen anboten. Die Restauration hatte die Geister von Grund ans aufgerüttelt, und alle die Leidenschaften, Begierde!: und Unzu­friedenheiten zum Ansbruch getrieben, die unter der bleiernen Schwere der vergangenen Herrschaft waren niedergehalten worden. Alle hatten immer mit lödtlichem Haß und Neid auf das Taikunat, seine .Krieger und Beamten geblickt, die im Genuß der größten Einkünfte, in dein Bewußtsein, die Diener der herrschenden Macht zu sein, alle anderen mit Geringschätzung behandelten. Aber auch in den Fürstenthümern selbst hatten solche Regungen hinreichende Nahrung gefunden. Die selbstständige Stellung, welche die Samurais dort einnahmen, hatten allmälig ein republicanisches Staatswesen geschaffen, in welchem der Fürst, Satzuma vielleicht allein ausgenommen, nur eine Schatten- sigur war. In vielen größeren Fürstenthümern aber, so z. B. in Choshn, Kaga und den Secnndogenituren des Taikunhanses Kishu, Owari u. s. w. hatten sich eine Oligarchie gebildet, indem die vornehmeren und reicheren unter den Samurais die höchsten Stellen erblich au sich gebracht hatten und das Gemeinwesen zu ihrer und ihrer Anhänger Vortheil ausbeuteten. Die Willkür, Habsucht und Gewissenlosigkeit dieser herrschenden Cliquen wurden nur noch in den Stammländern der Taikune überlroffen. Eine große Anzahl der Samurais lebte in unbehaglichen Verhältnissen, ihre Einkünfte reichten nicht hin den Anforderungen, die das Leben an sie stellte, zu genügen. Zudem hatte sich im Lause der Zeiten ihre Zahl über die Maßen vermehrt: den