Heft 
(1879) 26
Seite
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Asiaticus.

Außerdem ließ auch die erbliche Eifersucht zwischen den Fürstenthiimern, die schon wahrend des Krieges wieder ausgebrochen war, eine Abrüstung nicht zu. Die Lust war erfüllt von schrecklichen Gerüchten über Choshus und Satzumas ehrgeizige Pläne; es hieß: sie wollten dis andern unterdrücken, um sich in die Herrschaft des Landes zu theileu; oder Satzuma strebe für sich danach, die Stelle des Taikuus zu erlangen. So wirkten Eifersucht uud Furcht zusammen, um in allen Fürstenthiimern eine hastige Bewaffnung nach dein Muster der europäischen Armeen herbeiznführen. Jeder größere Fürst hielt sich europäische Instrukteure, die Einsuhr an Gewehren, Kanonen uud Dampfern für Kriegszwecke u. s. w. überstieg alle Grenzen. Das mangelnde Geld wurde zuerst bei den einheimischen Kaufleutcn beschafft, die fast sämmtlich an den Bettelstab gelangten; dann erfolgten Anleihen bei den Fremden gegen Verpfändung von Bergwerken und Ländereien, was gegen die Grundgesetze des Landes war, und vielfach auf einfachen Credit. Auch Schwindel und Betrug wurden angewandt, um der Verlegenheit des Augenblicks' abzuhelfen, oder der Rückzahlung zu entgehen. So wuchs die Zahl der Reklamationen mit jedem Tag und ihr Betrag erreichte Anfangs 1871 die Höhe von zehn Millionen Dollars. Baargeld war schon seit den ersten Tagen des Fremden­verkehrs nur noch in dem Gebiet der Taikune anzutresfen, in fast allen Fürstenthiimern circulirte Papiergeld. Jetzt nahm dessen Emission in rasender Proportion zu, und Satzuma wurde zuletzt dahin getrieben, daß er falsche Münzen prägte, die bald alle Märkte und die offenen Häfen überschwemmten. Eine Intervention der fremden Gesandten wurde nothwendig und die Central- Regierung mußte wohl oder übel sich dazu verstehen, alle falschen Münzen, die in den Besitz der Fremden gekommen waren, und ihre Anzahl betrug viele Millionen, gegen echte umzuwechseln.

Daß diese Wirtschaft nicht weiter gehen konnte und das Land in kurzer Zeit in finanziellen Ruin und in ernste Verwickelungen mit dem Auslände stürzen mußte, sahen auch die Conservativsten ein, besonders Sandjo und Jwakura, die Chefs der Hofadligen. Eine erste Auskunft wurde gesucht, indem die Fürsten in erbliche Gouverneure umgewandelt, für ihre Privat­bedürfnisse auf ein Zehntel ihrer Landeseinkünfte beschränkt und einer Controls unterworfen wurden; allein diese ließ sich in Wirklichkeit nicht durchführen, und Alles blieb beim Alten. So wagte denn die Regierung den entscheidenden Schritt und setzte durch Teeret vorn 14. Juli 1871 plötzlich und unerwartet alle Fürsten ab und ries sie zur permanenten Residenz nach Aedo. Sie behielten jenes Zehntel der Landeseinkünfte als Apanage; die Samurais behielten ebenfalls, was sie an erblichen Jahrgehältern bezogen hatten. Für die südlichen Fürstenthümer ernannte man die Gouverneure der neugebildeten Verwaltungsbezirke, sowie alle höheren Beamten aus den eingeborenen Samurais. So wurden hier keine materiellen Interessen beeinträchtigt, in: Gegentheil man fühlte sich als mitregierend in Aedo, waren doch alle höheren Stellen in der Staatsverwaltung ausschließlich von südlichen Samurais besetzt. Der Norden