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Asiaticus.
japanischen Partei verbündet und deren Ideen vom internationalen Verkehr und der Reform von Staat und Gesellschaft zu den ihrigen gemacht. Sie gelten noch dem Volke als wahre Interpreten der kaiserlichen Befehle, und ihre leitende Stellung in der Regierung giebt ihr die Weihe der Legitimität.
Die Kaste der Hofadligen im Allgemeinen aber hat ihr historisches
Ansehen verloren. In den ersten Jahren der neuen Regierung haben sie ihre Unfähigkeit, weltliche Dinge zu verstehen und zu leiten, zur Genüge bewiesen;
jetzt sind sie ganz aus dem Staatsdienste verdrängt und ohne politische
Stellung; allein auf ihre ärmlichen Jahrgehälter angewiesen, haben manche mit bittern Lebenssorgen zu kämpfen, und einzelne giebt es wiederum, die, ihre Abstammung und die Vorurtheile der Kaste vergessend, im Handel materiellein Gewinn nachgehen. So muß der Nimbus schwinden, mit dem die Abge
schlossenheit zu Kiyoto sie umgeben hatte, und es darf daher niit Recht bezweifelt werden, daß sie bei einer Vacanz der jetzt von Sandjo und Jwakura bekleideten Posten auf Berücksichtigung Anspruch machen können.
Die ehemaligen Fürsten sind finanziell besser gestellt als die Hofadligen, Reichthum jedoch besitzen nur sehr Wenige von ihnen. Die gezwungene Residenz in Aedo wird sie ihren ehemaligen Unterthanen allmählich ganz entfremden; und da ihr Vermögen nicht in Grundbesitz, sondern in Capitalien besteht, die meistens in Handelsunternehmungen angelegt sind, so fehlen ihnen alle Bedingungen, die sie zu einer Macht im Staate machen könnten.
Die politischen Parteien.
Wie günstig man auch den Verlauf, welchen die Umgestaltung des Staatswesens genommen, beurtheilen mag, die Thatsache ist unleugbar, das; die Männer der Restauration die alten Autoritäten zerstört haben, ohne im Stande gewesen zu sein, die ihrige an deren Stelle zu setzen. Das niedere Volk gehorcht zwar, betrachtet aber die leitenden Staatsmänner als Emporkömmlinge, während die Samurais sie als eine Coterie befeinden, die mehr ihren Vortheil, als das Wohl des Landes im Auge hat. An der Redlichkeit ihrer Absichten kann nun zwar nicht gezweiselt werden, der Vorwurf der Coterie jedoch ist ein wohlberechtigter, wenngleich er eher die Verhältnisse als die Personen treffen sollte. Nach einer Zusammenstellung, die ich vor mir habe, sind von den neun Mitgliedern des Cabinets sieben Samurais von Choshn und Satzuma, von den fünf Gesandtschaftsposten im Auslande werden vier von ihnen bekleidet; dasselbe Verhältnis; findet statt bei den höheren Ministerialstellen, bei den Präfecten- und Richterposten, bei den Generälen und Stabsoffizieren der Armee. Nur die Marine macht eine Ausnahme; zwar ist die Oberleitung in den Händen eines Satzumaners; bei der Besetzung der nächstfolgenden Stellen hat man jedoch mehr aus Befähigung als auf politische Ansprüche gesehen und daher die ehemaligen Marine-Offiziere des Taikuns berücksichtigt. Die Subaltern-Offiziere in der Armee und Flotte sind