Die staatliche und soeiale Entwickelung Japans. ^ 259
der größeren Mehrzahl nach Satzumaner und Choshuaner und so ist es auch bei den mittleren Stellen der Verwaltung. Nur in den unteren Regionen werden andere Samurais in größerer Zahl verwendet; die Regierung befindet sich somit thatsächlich in den Händen der Samurais von Satzuma und Choshu.
Das Bündniß, welches diese beiden seiner Zeit zum Sturze des Taikunats schlossen, besteht auch noch jetzt in der Regierung des Landes. Die anderen südlichen Fürstenthümer, Hizen, Higo, Tosa u. s. w., hatten damals einen leitenden Antheil an den Ereignissen nicht genommen, sondern sich erst angeschlossen, als der Fall des Taikunats schon sicher war. Auch waren ihre Samurais nur in beschränkter Zahl im Felde erschienen, während Satzuma und Choshu ihre ganze Kraft anfgeboten hatten. Daß ihnen zunächst bei der Vertheilung der Aemter der größere Antheil zufiel, war natürlich und billig. Die Samurais der besiegten Partei, besonders die des Nordens, wurden fast ganz unberücksichtigt gelassen.
Die fortschrittlichen Ideen der jungjapanischen Partei waren bei den Samurais der anderen südlichen Fürstenthümer nur in beschränktem Maße vertreten; sei es Oppositionssucht gegen Satzuma und Choshu, was jedenfalls zum Theil der Fall gewesen ist, sei es wirkliche Abneigung gegen zu weitgehende Neuerungen, ihre Vertreter in der Regierung bildeten von Anfang an das conservative Element und traten bei jeder Gelegenheit dem Reformeifer ihrer Cvllegen entgegen. Aber die Gewalt der Neuzeit, die jetzt über das Land gekommen, war zu stark, als daß sie hätte aufgehalten werden können, und so sehen wir die Hauptvertreter jener Richtung sich allmälig von den Staatsgeschäften zurückziehen; ihre Anhänger wurden bei passender Gelegenheit verabschiedet. Die hervorragenderen waren der frühere Minister des Aeußeren Soyedjima, der Kriegsminister Jtagaki, Saigo und der Fürst Shimadzu, letztere zwei zwar selbst Satzumaner, aber der neuen Richtung Feind. Saigo verlor bekanntlich im vorigen Jahre im Aufstande der Satzumaner das Leben, Shimadzu nahm an der Erhebung zwar keinen Theil, doch war sein Verhalten im Ganzen kein loyales und er scheint es sowohl mit Feind als mit Freund verdorben zu haben; Soyedjima soll sich nach längerem Aufenthalte in China ganz in das Studium der Clafsiker zurückgezogen haben, während Jtagaki durch Gründung von patriotischen Vereinen unter seinen Landsleuten in Tosa eine gewisse Agitation gegen die Regierung betreibt. Eine starke geschlossene Oppositionspartei mit einem bestimmten Programm aber besteht nicht. Die einen wollen parlamentarische Einrichtungen, die andern den Staat der chinesischen Philosophen. Jene schreien gegen die schlechte Finanzwirthschaft, diese verlangen eine Aenderung in den Beziehungen zum Auslande. Der wirkliche Grund der Unzufriedenheit aber ist der Verlust der bevorzugten Stellung und der Jahrgehälter, und dieses Gefühl ist überall eben stark, im Norden wie im Süden, und nicht minder in Satzuma und Choshu selbst, unter den im Lande Zurückgebliebenen, für die keine Anstellungen abgefallen sind. Aber wie einig alle in diesem
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