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B. Z. Strausberg in Berlin.
Wir leideir umgekehrt au zu drückenden directen Lasten und es bildet die Besteuerung gewisser Luxus-Consumartikcl den einzigen Weg, das Erforderliche zu erreichen.
Es müßte dann aber auch analog bei uns der Versuch gemacht werden, zu gleicher Zeit eine entsprechende Linderung in Bezug aus directe Besteuerung zu gewähren, und wenn dieses geschehen oder wenn man dies thun würde, so wäre es nicht nothwendig gewesen, die Pille der Tabak- und anderer Steuern durch das Hineinzieheu des Principienstreites vom Schutzzoll zu vergolden.
Es könnte gegen eine gleichzeitige Behandlung der directen und indireeteu Steuern eingewendet werden, daß erstere vom Reiche, letztere von Einzelstaaten erhoben werden. Dieser Einwand ist indessen nur Formfrage, wenn bei der höchstmöglichen Besteuerung der angeführten Artikel zugleich bestimmt ausgesprochen wird, daß die dadurch resultirenden Ueberschüsse der Reichsstaatskasse unter den Einzelstaaten so zu vertheilen seien, wie jetzt die Matricular-Beiträge von den Einzelstaaten erhoben werden, und daß die Angeführten Gelder zur Ermäßigung der directen Steuern in den verschiedenen Ländern zu verwenden sind. Eine solche Einrichtung hätte noch den Vortheil, daß dieselbe wesentlich dazu beitragen würde, die Reichsidee gegen den Particularismus zu kräftigen.
Die gewählte Art der Behandlung läßt befürchten, daß der Zolltarif und die Tabakssteuer genehmigt werden ohne jene compensirenden Momente, und wenn später auch der Versuch gemacht werden sollte, dieses nachzuholen, so werden die Kammern dann dankbar annehmen müssen, was ihnen geboten wird, anstatt darüber gewissermaßen machtgebieteud verhandeln zu können. — Jetzt wird Alles in Fluß gebracht, die Wirthschaftsreform ist keine gründliche, die Schutzzollsrage keine erledigte. Die höchsten Einnahmen sind nicht erreicht, und darum- kann auch die wirklich wichtige Principienfrage der Erleichterung, directer Steuern nicht erledigt werden. Alle Sachverständigen sind darüber einig, daß für die Erhaltung des Staates die Haupteinnahmen auf indirectem Wege zu beschaffen sind, und daß die directen Steuern allerdings überall im Rahmen zu erhalten, aber im Minimum zu erheben sind.
In England werden siebenundvierzig Millionen Pfund wesentlich aus der Besteuerung folgender Gegenstände erzielt: Malz (Bier), Wein, Tabak,
Kaffee, Thee und Zucker. Ferner ergeben: Stempel-Steuer elf Millionen, Post, Telegraphie und andere Revenuen, die das Volk nicht belasten, ungefähr zwölf Millionen, so daß in England aus einer Jahreseinnahme von ungefähr vierundachtzig Millionen Pfund die directen Einnahmen nur ungefähr zwölf Millionen betragen. Es wird einleuchten, daß hier die Wahl derjenigen Artikel getroffen ist, die zwar in großem Maßstabe consumirt werden, die aber doch gewissermaßen Luxusartikel sind, welche man eben lassen kann, ohne die Ernährung zu beeinträchtigen. — Zlntatw rautanctiZ bieten diese Gegenstände bei uns auch die besten und geeignetsten Quellen der Besteuerung. Es bedarf keiner weitgehenden Auseinandersetzung das zu beweisen, was