Heft 
(1879) 26
Seite
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2?8 - B. P. Strausberg in Berlin. -

sich aus der Ungleichheit der indirecten Steuern sich ergebenden Lücken ersetzen kann.

Die Wirthschaftsreform so verstanden, so behandelt, würde meines Erachtens ganz andere und viel höhere Veranlagungen von Tabak- und ähnlichen Steuern bedingen, wenn zu gleicher Zeit die sämmtlichen directen Steuern auf ein Minimum rcducirt würden, und in diesem Falle brauchte man nicht zu der Principienfrage des Schutzzolles zu greifen.

Es ist dem Reichskanzler bei unseren parlamentarischen Verhältnissen allerdings eine sehr schwierige Ausgabe gestellt, weil eben die Differenzpnnkte unserer Fractionen mehr theoretische, als ökonomische sind, und es mag ihm wünschenswerth erscheinen, durch die Art der Behandlung, wie ich sie hier indicirt habe, zersetzend zu wirken und das Augenmerk der parlamentarischen Vertretung mehr auf öconomische als auf rein politische Fragen zu lenken. Ich glaube indessen, daß dies eben so gut in der von mir angedeuteten Weise hätte geschehen können, während der eingeschlagene Weg nach meiner innigsten Neberzeugung mit sehr großen Gefahren verknüpft ist. Wir befinden uns augenblicklich in einer wirthschastlichen Krisis. Landwirthschast, Handel und Industrie leiden, und unter solchen Umständen ist es nicht zu verwundern, daß jedes der leidenden Interessen bereit ist, Hülfe zu suchen, wo es dieselbe zu finden glaubt.

In einer solchen Zeit und unter solchen Verhältnissen ist es aber gefähr­lich, jedenfalls nicht rathsam, vom staatsmünnischen Standpunkt aus, die Idee wach zu rufen, daß irgend welche Gesetzgebung die Noth lindern kann. Tie ganze Welt leidet. Eine Zahl Momente haben zu der jetzigen Calamität beigetragen und Krisen liegen überhaupt in der Natur der Sache; je höher die Cultur, je künstlicher der Ban des financiellen Handels und der industriellen Verhältnisse, je größer und ausgedehnter der Kreis unseres Absatz- und Bezugsgebietes desto häufiger werden wir Krisen unterworfen sein nnd- desto mehr werden wir unter denselben zu leiden haben.

Productives Schaffen ist mit Neberproduetion verwandt, und die Krisen selbst sind die Mittel der Klärung, die Regulatoren der menschlichen Thätigkeit. Es stehen aber Vortheile und Nachtheile dabei im richtigen Verhältnis;, und übrigens liegt Alles in der Zeit und in unserem Cultnrzustand. Hülfe in Aussicht zu stellen, die nicht zu realisiren ist, zieht die Nothleidenden von dem Wege ab, der allein zum Heile führt, der allein die Genesung in sich birgt.

Die Hülse ist zu finden in einer gründlichen Verbesserung der Erzengungs- methoden, in einem gewissenhaften Prüfen, inwieweit diese oder jene Branche in der Art ihrer Handhabung den Zeitverhältnissen entspricht, und in dem Versuche, sich diesen zu accomodiren.

Wie heilbringend, trotz der Schwere der ertragenen Nebel, die Zeit der Noth gewesen ist, läßt sich da am Besten erblicken, wo ein wirklicher Versuch in obiger Richtung gemacht worden ist, und wenngleich z. B. die Eisen-