Heft 
(1879) 26
Seite
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B. !s. Ztrousberg in Berlin.

ob die Möglichkeit vorliegt, durch staatliche Uebernahme der Haupt-Verkehrs- und Erwerbszweige die persönliche Thätigkeit eines zn Wetteifer, zur Action und Concurrenz angetriebenen Volkes zu ersetzen. Die Herren Volksvertreter, die sich darin gefallen, alle Uebelstände dem Luxus, der Ueberproduction u. s. w. zuzuschreibeu und daher der Regierung überall da willfährig sind, wo es gilt, den Unternehmungsgeist der Einzelnen zu unterdrücken, wo es gilt, dem Staate alle möglichen Functionen zu übertragen, und die auf die gute alte Zeit zurückweisen, dürften wohl den Gesichtspunkt in's Auge fassen, daß in Deutschland in den guten alten Zeiten nicht 40,000,000 Menschen zu ernähren waren, daß die Bedürfnisse des Einzelnen in jeder Gesellschaftsklasse heute unendlich größer sind, und daß es gefährlich ist, unter so künstlichen Bedingungen wie die jetzigen mit den Wirthschaftsverhältnissen des Landes Experimente zu machen und öconomische Fragen zu berühren, ehe dieselben zur Reife gelaugt sind. Jede Zeit hat ihre Eigenthümlichkeit; die Vergangenheit läßt sich nicht wieder Herstellen, und unser socialer Zustand ist nöthiger Weise ein so künst­licher, daß es viel rathsamer und sicherer ist, durch die freie Entwicklung und Thätigkeit des Einzelnen, als durch die Actiou des Staates die materiellen Bedürfnisse des Volkes zu befriedigen.

Ich hoffe, in nächster Zeit die hier nur angeregten Fragen einzeln erschöpfend behandeln zu können. Der Zweck dieser Zeilen war nur, die Aufmerksanlkeit dahin zu richten und anzudeuten, daß bei Beurtheilung der Eisenbahn- und Wirthschaftsreform Fragen mit einschlagen, über die das Publicum sich bis jetzt noch kein klares Urtheil gebildet hat.