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Nord und Süd.
Münster'schcn Pfahlbürgers Frans Essink unter diesem halb Dutzend sein wird. Unter diesen plattdeutschen Geschichten, wie wir sie jetzt schon besitzen und die in hohem Maße geeignet sind, einem späteren Cultur- histvriker Einsicht ins wirkliche Leben der Deutschen zu gewähren, nehmen — von Fritz Reuter abgesehen — durch Treue in Zeichnung und Farbe der „Casperohm un ik von Johir Brinckmann" und der „Frans Essink von Giese" den ersten Rang ein', wie Brinckmann einen bebäbigen Rostocker Seemann und seine Familie und Umgebung, so schildert Giese einen westfälischen Stadtbürger aus Münster in all seinem dürren Spiesibürgerthum bis zur handgreiflichen Anschaulichkeit."
Max Marterstei«;, Pius Alexander Wolfs. Ein biographischer Beitrag zur Theater- uud Literaturgeschichte. Mildem Portrait Wolffs nach der Wichmann'schen Büste. 8. XII u. 327 S. Leipzig, 1879, Fern au. Ul. 7.—
Pius Alexander Wolfs ist der gegenwärtigen Generation ein Fremder geworden. Nur Wenige, welche ihn als den Dichter der „Preciosa" oder als den Verfasser der ausgelassenen Posse der „Kammerdiener" kennen, wissen, das; es sich bei ihm nicht nur um einen gewandten Theaterschriststeller, sondern „um den idealen Repräsentanten eines der bedeutendsten Zeitabschnitte deutscher Schauspielkunst", um den „bedeutendsten und treuesten Schüler Goethes" und um eine Persönlichkeit handelt, welche aus die künstlerische Umgestaltung der Berliner Bühne, wie sie Graf Brühl von Jfflaud übernommen hatte, hervorragenden Einfluß zu gewinnen wußte. Der Verfasser chat sich daher ein wirkliches Verdienst erworben, indem er, „ungeachtet des Mangels geeigneter Vorarbeiten, ohne ausführliche Selbstbekenntnisse und Tagebücher Wolffs" cs unternahm, aus dem geringen vorhandenen Material eine gewissenhafte Darstellung von Wolffs Leben zu geben, besonders soweit seine Entwicklung als Schauspieler und Schriftsteller und seine Thätigkeit als Mitglied der Weimarer und Berliner Bühne in Betracht kommt. Mit emsigem Fleiß ist alles auf Wolfs Bezügliche zufammengetragen, und besonders ein reichhaltiges Material an Briefen herbeigeschafft, welche den zweiten Theil des Buches füllet; und im hohen Maße interessant und wcrthvoll sind. Graf Brühl, Adolf Müllner, Tieck, Jffland u. A. sind unter den Correspondenten zu finden. Nicht minder
interessant sind die in dem Anhänge enthaltenen Doeumente. Das Ganze ist eure sehr daukenswerthe Erscheinung, ein werth- voller Beitrag zur Geschichte des deutschen Theaters in den ersten zwei Jahrzehnten dieses Jahrhunderts. Tie Ausstattung verdient Anerkennung.
Frornme's Lesterreichischer Fest- Kalender zur Feier der silbernen Hochzeit des allerhöchsten Kaiserpaares Franz Joseph und Elisabeth am 24. April 1879. Redigirt von Or. Ferd. Stamm. Mit den Porträts der kaiserlichen Familie und 21 Holzschnitten. 8. 220 S. Wien, 1879, k. k. Hvfbuchdruckerei Carl Fromme. M. 1.60.
Eine Geschichte der österreichischen Kaiserfamilie und des Staates, während der letzten 25 Jahre in chronistischer Form und in ansprechendem äußeren Gewände.
Carl Hetimann's kritisches Literaturblatt für Rechts- und Staatswissenschaft. Unter Mitwirkung namhafter Theoretiker und Praktiker, herausgegcbcn von Rich. Rpck. 1. Jahrgang Nr. 1 u. 2. Quartformat Jährlich 24 Nummern
Ul. 6. —
Hübbe - Schleiden, Ethiopien. Studien über Weft-Afrika. Mit einer neuentworfenen Specialkarte. 8. XIV u. 417 S. Hamburg, 1879, Friedrichsen L Co.
Der Verfasser nennt Ethiopien diejenigen Theile Afrikas, welche von der ethivpischen Rasse bevölkert sind und von dem speeifischen Wesen des Ethiopiers beherrscht werden. Vorzugsweise, doch nicht ausschließlich, denkt er dabei an das westliche Acquatoreal-Afrika, wo dieses Wesen im Innern des Landes jedenfalls ganz unverfälscht ist und wo selbst an der Küste Charakter, Lebensweise und Anschauungen des Negers noch nicht wesentlich durch fremde Einflüsse umgestaltet sind. Die unter den so gebildeten geographischen Begriff Ethiopien fallenden Gebiete sind dem Verfasser aus eigener Anschauung bekannt. Zwei Jahre hat er sich im West- Aeguatoreal - Afrika als Chef eines in Gabon von ihm etablirten Handelshauses aufgehalten, ein halbes Jahr in der französischen Besitzung am Senegal. Er nennt diese Zeit einen „Mitsommernachtstraum, der mit einem Alpdrücken endete." Tie Studien sind in vier größere Abschnitte (Bücher) cingetheilt: Französische Colvni-
sation, ethivpische Ethnographie, afrikanische