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Organisation, Führung und Personalmanagement : neue Perspektiven durch Flexibilisierung und Individualisierung / von Dieter Wagner
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Begriff und Funktion der Organisation 21

Interdependenzen zwischen Organisations- und Personalarbeit ergeben sich in Anlehnung an Norbert Thom insbesondere auf folgenden Gebieten:!S

Organisations- und Personalplanung,

Organisations- und Personalentwicklung,

Arbeitsplatzgestaltung, allerdings nicht nur im Büro, sondern auch in den an­deren Bereichen des Unternehmens.

Dabei wirken auf beide Bereiche vielfältige Tendenzen der Flexibilisierung und Individualisierung ein. Die Notwendigkeit flexibler Organisationsstrukturen er­gibt sich aus verschiedenen ökonomischen, soziokulturellen und technologi­schen Einflußfaktoren, die im nächsten Kapitel behandelt werden. Ablauforga­nisatorische Aspekte können hiervon nicht unberührt bleiben, welche insbeson­dere Aspekte der flexiblen Aufgabenerfüllung bei Beachtung der individuellen Gestaltungsmöglichkeiten der betroffenen Mitarbeiter berühren(Kapitel IV).

Damit wird zugleich der vermittelnde Charakter der Führung angesprochen. Führung ist ein flexibles, situativ angepaßtes Konzept, das die individuellen Be­lange der betreffenden Führungskräfte und Mitarbeiter angemessen berücksich­tigen muß. Führung kann insofern niemals schematisch erfolgen.

Entsprechendes gilt für das Personalmanagement, bei dem den unmittelbaren Führungskräften eine zunehmende Bedeutung zukommt. Hier geht es darum, individuelle Aspekte stärker zu berücksichtigen, indem die Rolle der Führungs­kraft z.B. bei Fragen der Personalauswahl, Entgeltfestsetzung, Personalbeurtei­lung und-entwicklung später gewürdigt wird. Konzepte der flexiblen Entgeltfin­dung und der Arbeitszeitflexibilisierung, um nur einige Beispiele zu nennen, ste­hen hierzu in einem engen Zusammenhang.

Insgesamt bedeuten zunehmende Individualisierung und Flexibilisierung für Or­ganisation, Führung und Personalmanagement eine deutliche Abkehr von star­ren Regelungen, die darüber hinaus oft noch zu einer übertriebenen Gleichma­cherei führten. Gleichwohl ist nicht zu verkennen, daß eine übertriebene Flexibi­lisierung zu Desorientierung oder Chaos, eine übertriebene Individualisierung zu übersteigertem Egoismus oder zur sozialen Desintegration führen kann. Aller­dings dürfte es sich hierbei um keine kurzfristig zu erwartende Gefahr handeln. Dafür ist das Übergewicht des Kollektivismus nach wie vor sehr groß. Insgesamt ist es jedoch zu begrüßen, daß Aspekte der Flexibilisierung und Individualisie­rung und die damit zusammenhängenden Chancen und Risiken stärker disku­tiert werden, während zugleich die Grenzen eines übertriebenen Kollektivismus zunehmend erkannt werden.!®