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VI. Organisation, Führung und Personal
1. Personalpolitik als Grundlage von Organisation, Führung und Personal
Personalpolitik ist derjenige Teil der Unternehmungspolitik, welcher die grundlegenden Zielsetzungen und Verhaltensformen für den personellen Bereich festlegt. Dies bedeutet sowohl aus Sicht des Unternehmens als auch der Mitarbeiter, daß eine hinreichende Einbindung der Personalpolitik in die Unternehmenspolitik anzustreben ist. Dabei haben die Führungskräfte eine nicht zu unterschätzende Integrationsfunktion(Anforderungsprofil). Wie Günther Gruppe, langjähriger Personalvorstand, deutlich macht, haben sich die Anwendungsbedingungen, etwa im technologischen und sozialen Bereich, so verändert,„daß die Unternehmen heute gezwungen sind, das klassische Instrumentarium zu modifizieren und zu ergänzen“.! Mark Wössner von Bertelsmann versteht hierunter in personalpolitischer Hinsicht insbesondere„eine Personalplanung, die sich vom eher quantitativen Planen zu qualitativen Konzepten entwickelt“ und eine„strategische Personalpolitik, die sich an der Unternehmenskultur und der Werteevolution orientiert“.?
Vielfach ist bislang z. T. nur schemenhaft zu erkennen, welche konkreten Auswirkungen zu erwarten sind. Unbestritten bleibt jedoch, daß neben der allgemeinen Personalpolitik auch die Tarifpolitik, die Mitbestimmungspolitik und die Praxis der Betriebsverfassung nicht unberührt bleiben können.? Insofern ist nicht nur das Personalmanagement„stärker als bisher gefordert, Wege zu finden, daß die arbeitenden Menschen nicht als Störfaktor technischer Systeme angesehen werden, sondern als deren Gestalter und Träger“.* Auch Gewerkschafter und Betriebsräte müssen hierbei ihren Beitrag leisten.
Personalpolitik und Personalmanagement stehen im Zeichen zunehmender Flexibilisierung und Individualisierung, wie in Kapitel II dieses Buches bereits deutlich wurde. Werner R. Müller sieht in diesem Zusammenhang eine zunehmende Emanzipation des Personals und eine Verlagerung der Personalfunktion auf die Linie.$ Ob damit auch eine Emanzipation des Personalwesens einhergeht, wie er meint®, ist m. E. differenziert zu sehen. Auf jeden Fall verändert sich seine Rolle. Nach Ansicht von Rolf Wunderer wird die strukturelle Führung weiter an Bedeutung für das Personalwesen gewinnen und dabei auch Führungs- und Arbeitsorganisation, Personalplanung und Personalbeurteilung umfassen.’
Dabei ist ein geschlossenes System der Personalplanung, die nicht nur aus anderen Teilsystemen der Unternehmensplanung abgeleitet ist, sondern als originäre Planung die Ziele und Interessen der Personalplanung mit hinterfragt®, eine