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Organisation, Führung und Personalmanagement : neue Perspektiven durch Flexibilisierung und Individualisierung / von Dieter Wagner
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Flexible Organisationsstrukturen 93

Grundsätzlich ist davon auszugehen, daß verrichtungsorientierte(funktionale) Organisationsmodelle bei Unternehmen mit einem relativ homogenen Produkt­programm anzutreffen sind. Selbst bei Unternehmen, die mehr als 100000 Be­schäftigte haben und in vielen Ländern tätig sind, kann dies der Fall sein. Dies gilt etwa für Automobilunternehmen(vgl. Abb. 50).

Ist das Produktprogramm relativ heterogen und das Unternehmen hinreichend groß, also kein Klein- und Mittelbetrieb mehr, bietet sich die Sparten- oder Ge­schäftsbereichsorganisation? an. Sie ist nach Poensgen und Marx vorwiegend anzutreffen bei Unternehmen mit mehr als 700 Mio. DM Umsatz und der durch­schnittlichen Größe eines Geschäftsbereiches mit ca. 300 Mio. DM Umsatz.?! Typische Beispiele finden sich in der Elektro- und in der Chemischen Industrie, wo sich die Heterogenität des Produktprogramms etwa aus der Spannbreite von Düngemitteln, Arzneimitteln, Farben, Fasern bzw. vom Großkraftwerk bis zum Autoradio ergibt(vgl. Abb. 51).

Diese Beispiele sind allerdings auch ein Beleg dafür, daß regionale und mehrdi­mensionale Strukturen z.B. in Abhängigkeit von der Umweltdynamik auf den Beschaffungs- und/oder Absatzmärkten durchaus an Bedeutung gewinnen. Hoffmann und Kreder gehen dabei von folgenden Tendenzaussagen aus:22

Mit wachsender externer Abhängigkeit und Umweltdynamik sind mehrdi­mensionale, zunehmend komplexere Strukturformen notwendig, um die er­forderliche Anpassungsfähigkeit zu gewährleisten. Unter formalem Aspekt sind Strukturen geeignet, die den schwierigen Situationsbedingungen durch dezentrale Entscheidungsverteilung bzw. eine Erhöhung der Koordinations­und Kontrollintensität Rechnung tragen.

Bei wachsender Programmheterogenität und-dynamik sind Unternehmun­gen ökonomisch erfolgreich und anpassungsfähig, die von der reinen Verrich­tungsgliederung zu zweidimensionalen Strukturen, bei gleichzeitig ausgepräg­ter Diversifikation und dynamischer Programmentwicklung, zu dreidimen­sionalen Strukturen übergehen. Formal muß die Strukturanpassung zu mehr Informationsverarbeitungs- und Entscheidungskapazität führen. Und beson­ders wenn wegen der Vielzahl komplexer produktspezifischer Entscheidun­gen eine weitgehende Entscheidungsdelegation erfolgt, sind umfangreiche Regelungen zur Koordination und Kontrolle aller Aktivitäten erforderlich.

Mit wachsender Unternehmungsgröße werden schrittweise die Vorausset­zungen zur Anwendung inhaltlich komplexer Strukturformen(Ausschöp­fung von Synergiepotentialen, geringe Gefahr suboptimaler Kapazitätsreser­ven) erreicht. In bezug auf die Verteilung von Entscheidungskompetenzen ist zu berücksichtigen, daß immer mehr und insgesamt komplexere Entschei­dungen zu treffen sind und aus der größenbedingt steigenden Aufgabenviel­falt und Entscheidungsdezentralisation höhere Anforderungen an die Koor­dinationsintensität erwachsen.