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Organisation, Führung und Personalmanagement : neue Perspektiven durch Flexibilisierung und Individualisierung / von Dieter Wagner
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Organisation, Führung und Personal 223

(2) Referentenprinzip

Die eben beschriebene funktionale Organisationsstruktur ist im Prinzip bei vie­len Unternehmen anzutreffen. Sie wird jedoch in verschiedenen Unternehmen durch ein Referentensystem ergänzt bzw. überlagert. Dieses Organisationsprin­zip hat den Vorzug, daß jeder Mitarbeiter für alle Personalfragen einen An­sprechpartner hat. Insofern wirkt es einem Nachteil des funktionalen Prinzips entgegen, das zwischen verschiedenen Sachgebieten unterscheidet.

Ursprünge des Referentenprinzips!® finden sich in der bereits erwähnten Unter­scheidung zwischen einer Personalarbeit für Arbeiter und für Angestellte. In um­fassender Form sind Personalreferenten für verschiedene Ressorts bzw. Sparten zuständig. Ebenso gibt es in größeren Unternehmen auch Personalabteilungen für Führungskräfte bzw. für leitende Mitarbeiter oder leitende Angestellte.

So plausibel das Referentensystem auf den ersten Blick erscheint, so sind gerade bei größeren Unternehmen Nachteile unverkennbar. Hier zeigt es sich oft, daß der Personalreferent überfordert ist, wenn er im Hinblick auf die Betreuung sei­ner Mitarbeitergruppe alle relevanten Personalaspekte in operativer und perso­nalpolitischer Hinsicht abdecken soll. Um befriedigende Auskünfte geben zu können, muß der Personalreferent bei denjenigen Mitarbeitern nachfragen, die über das erforderliche Spezialwissen verfügen. Oder der Arbeitnehmer wendet sich direkt an diesen Sachbearbeiter. Insofern ist entweder eine einheitliche Be­treuung nicht immer gewährleistet, oder es entstehen Informationsumwege bzw. -verzögerungen. Außerdem ist zu befürchten, daß der Personalreferent diejeni­gen Personalaspekte in den Vordergrund rückt, die er als am wichtigsten ansieht oder die durch die Macht des Faktischen eine besondere Priorität einnehmen. Darüber hinaus ist das Referentenprinzip dann relativ teuer, wenn viele Referen­ten mit hohem Gehaltsniveau vorhanden sind. Insofern ist das Referentensystem am sinnvollsten bei Klein- und Mittelbetrieben, weil hier die volle Breite der Per­sonalarbeit leichter zu beherrschen ist als in einem Großunternehmen.

(3) Mischformen

Viele Unternehmen haben ihren Personalbereich so organisiert, daß sowohl die Vorteile des funktionalen Prinzips als auch die des Referentenprinzips in An­spruch genommen werden können. Beide Aspekte lassen sich z. B. wie folgt ver­binden:!!

® Der Personalleiter für Personalpolitik/Personalgrundsatzfragen ist zugleich zuständig für die obersten Führungskräfte/Vorstandsmitglieder der Beteili­gungsgesellschaften.

® Der Personalleiter für das Gesamtunternehmen bearbeitet zugleich die Perso­nalangelegenheiten der leitenden Mitarbeiter bzw. leitenden Angestellten.