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Untersuchungen zum Stand der Entwicklung von Selbstkonzepten bei Schülern der Primarstufe (Klasse 4) : eine Erkundungsstudie / Anneliese Felger-Pärsch. [Hrsg.: Direktorium des Instituts für Grundschulpädagogik]
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kommen. Nicht nur für den Lehrer eröffnen sich diagnostische Möglichkeiten des Kennenlernens, auch dem Schüler wird ein Weg gezeigt, über seine Personeigenschaften nachzudenken.

In weiterführenden Untersuchungen sollte die Begründungsvielfalt für das Nachdenken über sich" selbst" verstärkt hinterfragt und eventuelle Bezüge zur soziokulturellen Umwelt erforscht werden.

Die Analyse von freien Selbstbeschreibungen sollte im Primarstufenbereich zum diagnostischen Inventarium des Lehrers gehören, weil auch hier Fragen des Selbst in den Vordergrund rücken. In der Erkundungsstudie produzierten Schüler Spontanselbstbeschreibungen, vielfach zum ersten Mal. Der Differenzierungsradius in der Strukturiertheit der Selbstaussagen wurde deutlich. Entwicklungstypische Besonderheiten spiegelten sich wider. Das Vorgehen erscheint uns geeignet, es in den Deutschunterricht zu integrieren. Die am Beispiel des Mathematikunterrichtes untersuchte Realitätsnähe von Selbsteinschätzungen, erweist sich für die pädagogisch- psychologische Arbeit als nachvollziehbar. Im schulischen Kontext ergeben sich vielfältige Möglichkeiten, den Grad der Realitätsnähe von Selbsteinschätzungen zu erhöhen. Die Wahl von differenzierten Schwierigkeitsstufen, der Einsatz von prospektiven und retrospektiven Selbsteinschätzungen bei Aufgaben­bewältigungen demonstriert ein breites Feld, methodisch noch interessanter und variabler zu arbeiten und dem Schüler durch eigene Realeinschätzungen zu helfen, selbstbewußter in seiner Schülerhaltung aufzutreten, Selbstvertrauen in die eigene Leistung zu entwickeln bzw. Ängste abzubauen.

In dieser Hinsicht haben unsere Untersuchungen gezeigt, daß Lehrer zwar dem Schüler viele Fremdurteile mitteilen, die Möglichkeiten des Selbsteinschätzens ( prospektiv, retrospektiv bzw. aktuell) jedoch noch nicht ausreichend ausschöpfen. Dieses, von uns konzipierte Vorgehen, trägt dazu bei, das Niveau der Realitätsnähe von Selbsteinschätzungen in mathematischen Anforderungssituationen zu erhöhen. Es bedarf natürlich mehrfacher Übung, um beim Schüler Sicherheit im realitätsangemessenen Einschätzen zu

entwickeln. Hier deuten sich Grenzen unserer Vorgehensweise an, die in

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