staltungen zur Freiarbeit von Lehrer/innen, die in fünften und sechsten Klassen unterrichten, immer wieder bekundet wird, daß sie sich freie Arbeit in den Jahrgangsstufen 1 bis 4 durchaus vorstellen bzw. bereits auf gute Erfahrungen verweisen können. Für die Einbeziehung in den Unterricht der Jahrgangsstufen 5 und 6 wurden jedoch Bedenken dahingehend geäußert, daß sich freie Arbeit schlecht mit dem einsetzenden Fachunterricht vereinbaren ließe. Als Probleme werden Zeit, räumliche Gegebenheiten, Bewertungsmodalitäten aber auch eigene Unsicherheiten hinsichtlich der Einordnung von offenen Formen des Lehrens und Lernens in den Gesamtkontext des Unterrichts in diesen Klassenstufen angeführt.
Die gemeinsame Diskussion mit Lehrkräften sollten Klärungen herbeiführen und vor allem Mut machen, sich den pädagogischen Intentionen freien Arbeitens zu öffnen und erste Schritte in diese Richtung zu wagen.
Freiarbeit- woher, warum, wozu?
In dem Bestreben, der alten Pauk- und Drillschule eine neue Idee von Lernen in der Schule entgegenzusetzen, entstanden bereits in der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts zahlreiche theoretische Konzepte und Schulversuche, die der freien geistigen und praktischen Tätigkeit des Kindes zum Durchbruch verhelfen soilten. Ellen Key's Buch„Das Jahrhundert des Kindes“, das 1900 erschien, wirkte dabei wie ein zündender Funke. In diesem Buch schildert sie u.a. ihren Traum von einer Schule der Zukunft, in der jeder zu seinem Recht kommen soll,
„... der Studierlustige wie der nicht Studierlustige; der, welcher vor allem Bücher, und der welcher vor allem die Tätigkeit des Auges und der Hand als Bildungsmittel braucht; der theoretisch wie der praktisch Begabte, der realistisch wie der idealistisch Angelegte. Wenn jeder das tun darf, was er am besten kann, dann wird er sich oft verlockt fühlen, sich auch in etwas von dem zu versuchen, was andere können“(Key 1992, S. 191).
Wie weit wir am Ende des Jahrhunderts von dieser Vision entfernt sind, und ob das mit der eigenen Vorstellung von Schule korrespondiert, mag jeder selbst beurteilen. Für den Anspruch, der mit freier Arbeit in heutigen Schulen verbunden ist, lohnt es allemal gründlich darüber nachzudenken.
Bei Peter Petersen(1884-1952) findet man in seinem Jena- Plan„Freie Arbeit“ vor allem als Bestandteil der Gruppenarbeit. Auch ihm ging es um die Auflösung starrer Lernformen und um eine Orientierung an den Erfahrungen und Bedürfnissen der Kinder. Die Akzeptanz der Spontanität des Kindes und dessen Lernwille bildeten den Ausgangspunkt seiner Überlegungen zur Freiarbeit.„Frei‘“ bedeutet für Petersen:
— freie Bewegung im Raum,
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