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Lernen in den Klassen 5 und 6 : Werkstattheft / [Universität Potsdam. Hrsg.: Direktorium des Instituts für Grundschulpädagogik]. Wiss. Red.: Barbara Wegner
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Angelika Köhnke

Unterrichtsstörungen in den Klassen 5 und 6

Zahlreiche Forschungsergebnisse zeigen immer wieder auf, daß besonderes Augenmerk auf die Weiterentwicklung von pädagogischen Konzepten für die Klassenstufen 5 und 6 zu richten ist. Als Bestandteil der sechsjährigen Grundschule weisen diese Schulstufen eine Vielzahl von Besonderheiten auf, die den Unterricht positiv, aber auch negativ beeinflussen.

In unterrichtspsychologischen Studien wird häufig der Informations­bedarf danach signalisiert, wie z.B. der Unterricht effektiver in den Klassen­stufen zu gestalten ist, besonders im Hinblick auf die erhöhte Anforde­rungsstruktur der weiterführenden Schulen. Parallel dazu wird in der ein­schlägigen Literatur sowie in Fortbildungsveranstaltungen bei Lehrern die Forderung laut, selbst besser und effektiver mit Störungen im Unterricht, die gehäuft in diesen Klassenstufen auftreten, umgehen zu können.

Störungen des Unterrichts sind kontraproduktiv, sie zehren an den Ner­ven und stören bei dem, was die Mehrzahl aller Lehrer möchte,...in Ruhe unterrichten..., SO nicht selten dieresignative Botschaft des Schulalltags.

Häufig werden unterschiedliche Wege beschritten, um die lästigen Stö­rungen im Schulalltag möglichst schnell zu beseitigen. Das Repertoire der schnellen und effektiven Lösungen aber scheint immer wieder erschöpft und reicht von einem autoritären Führungsstil mit der Durchsetzung pädago­gisch-psychologischer Maßnahmen über ein verständnisvolles Lehrer­Schüler-Gespräch bis hin zu der Variante,'laissez faire" zu unterrichten.

Jedoch beklagen Lehrer in den Klassenstufen 5 und 6 ständig, daß alle eingeleiteten Strategien, die zur Beseitigung der akut auftretenden Unter­richtsstörung führen sollen, wenig erfolgversprechend sind. So begegnen uns häufig engagierte Lehrer, die oft verzweifelt sind, weil sie bei der An­wendung unterschiedlichster Interventionsstrategien im Umgang mit Unter­richtsstörungen gescheitert sind. Die Einsicht des Scheiterns kann beim Lehrer soweit führen, daß er durch Brüllen und regide Ordnungsmaßnah­men die Störungssituation im Unterricht zu beheben versucht. Bei einigen Lehrern kann diese für sie langandauernde, unerträgliche Unterrichtssitua­ton von depressiven Verstimmtheiten bis hin zu psychosomatischen Be­schwerden führen. Nach der Studie"Streß in der Schule"(Saarbrücken 1977) vom Saarländischen Kultusministerium, beklagen z.B. 53% der be­fragten Lehrer, daß die Anstrengungen der Schule ihre Gesundheit beein­trächtigen. 40% sagen von sich, daß sie nach dem Unterricht in gereizter Stimmung seien und 35% geben an, daß ihnen das Lärmen der Schüler kör­

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