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Lernen in den Klassen 5 und 6 : Werkstattheft / [Universität Potsdam. Hrsg.: Direktorium des Instituts für Grundschulpädagogik]. Wiss. Red.: Barbara Wegner
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Karin Becher

Umgang mit schwierigen Schülerinnen und Schülern

Umgang mit schwierigen Schülern- so lautet das Thema eines Seminars im Rahmen der Lehrerfortbildung zum Grundschulbaustein 5/6. Diese Problematik ist sehr umfangreich und vielgestaltig, deshalb kann die Ab­sicht eines Seminars von vornherein nicht darin bestehen, sie erschöpfend abzuarbeiten. Deshalb begannen wir stets mit einem Brainstorming, um zu erfassen, was die Teilnehmer/innen unterschwierigen Schülern verste­hen.

Es zeigte sich, daß drei Bereiche immer wieder benannt wurden: Zu­nächst waren es die alterstypischen Besonderheiten der 10-12jährigen, die sich in ihren Verhalten doch deutlich von jüngeren Schülern unterschei­den. Es folgten ausgewählte Probleme im Leistungsbereich hier vor al­lem Lese-Rechtschreibschwäche(und Rechenschwäche)- und Störungen von Aufmerksamkeit und Konzentration. Je nach den Bedürfnissen der Teilnehmer/innen wurden gemeinsam die Seminarinhalte festgelegt.

Wie sind Zehn- bis Zwölfjährige?

Lehrer/innen, die sowohl in den unteren Klassen als auch in den Klassen­stufen 5 und 6 unterrichten, bringen immer wieder zum Ausdruck, daß man bei denGroßen ganz andersherangehen muß als bei den"Kleinen". Diejenigen, die in der DDR als Unterstufenlehrer/innen ausgebildet wur­den und überwiegend in den 1.- 4. Klassen gearbeitet haben, erleben diese Unterschiede im(Leistungs- und Sozial-) Verhalten sowie die eigenen De­fizite in der Kenntnis von alterstypischen Besonderheiten der Grundschü­ler/innen in den 5. und 6. Klassen besonders intensiv.

Tatsächlich gibt es Verschiedenheiten, die sich mit dem Stand der Ent­wicklung im körperlichen und psychischen Bereich erklären lassen. Dabei sind die psychischen Veränderungen zum Teil als unmittelbare Folgen neuer innerer Antriebskräfte aufgrund der hormonalen Umstellung zu ver­stehen, aber auch als Reaktionen auf das Bewußtwerden der körperlichen Geschehnisse sowie auf das veränderte Verhalten der Umwelt, also sozio­kulturell bestimmt. Das Kind erlebt sich in verschiedenen Aspekten als in einem Prozeß der Umstrukturierung und Neuorientierung begriffen es ist nicht mehr Kind, doch auch noch nicht Erwachsener. Wir beobachten eine Veränderung in der Art der Zuwendung zur dinglichen und sozialen Um­welt, beginnende Ablösungstendenzen von der Familie, in vielen Fällen

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