Karin Becher
Umgang mit schwierigen Schülerinnen und Schülern
Umgang mit schwierigen Schülern- so lautet das Thema eines Seminars im Rahmen der Lehrerfortbildung zum Grundschulbaustein 5/6. Diese Problematik ist sehr umfangreich und vielgestaltig, deshalb kann die Absicht eines Seminars von vornherein nicht darin bestehen, sie erschöpfend abzuarbeiten. Deshalb begannen wir stets mit einem Brainstorming, um zu erfassen, was die Teilnehmer/innen unter„schwierigen Schülern“ verstehen.
Es zeigte sich, daß drei Bereiche immer wieder benannt wurden: Zunächst waren es die alterstypischen Besonderheiten der 10-12jährigen, die sich in ihren Verhalten doch deutlich von jüngeren Schülern unterscheiden. Es folgten ausgewählte Probleme im Leistungsbereich— hier vor allem Lese-Rechtschreibschwäche(und Rechenschwäche)- und Störungen von Aufmerksamkeit und Konzentration. Je nach den Bedürfnissen der Teilnehmer/innen wurden gemeinsam die Seminarinhalte festgelegt.
Wie sind Zehn- bis Zwölfjährige?
Lehrer/innen, die sowohl in den unteren Klassen als auch in den Klassenstufen 5 und 6 unterrichten, bringen immer wieder zum Ausdruck, daß man bei den„Großen“ ganz anders„herangehen muß“ als bei den"Kleinen". Diejenigen, die in der DDR als Unterstufenlehrer/innen ausgebildet wurden und überwiegend in den 1.- 4. Klassen gearbeitet haben, erleben diese Unterschiede im(Leistungs- und Sozial-) Verhalten sowie die eigenen Defizite in der Kenntnis von alterstypischen Besonderheiten der Grundschüler/innen in den 5. und 6. Klassen besonders intensiv.
Tatsächlich gibt es Verschiedenheiten, die sich mit dem Stand der Entwicklung im körperlichen und psychischen Bereich erklären lassen. Dabei sind die psychischen Veränderungen zum Teil als unmittelbare Folgen neuer innerer Antriebskräfte aufgrund der hormonalen Umstellung zu verstehen, aber auch als Reaktionen auf das Bewußtwerden der körperlichen Geschehnisse sowie auf das veränderte Verhalten der Umwelt, also soziokulturell bestimmt. Das Kind erlebt sich in verschiedenen Aspekten als in einem Prozeß der Umstrukturierung und Neuorientierung begriffen— es ist nicht mehr Kind, doch auch noch nicht Erwachsener. Wir beobachten eine Veränderung in der Art der Zuwendung zur dinglichen und sozialen Umwelt, beginnende Ablösungstendenzen von der Familie, in vielen Fällen
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