Probleme im Bereich der Schulleistung und der Anpassungsbereitschaft an Verhaltensnormen in Schule und Elternhaus, die zuvor fraglos akzeptiert worden waren. Die kognitive Entwicklung im Bereich des Denkens zeichnet sich dadurch aus, daß zum konkreten Denken, das ganz an die Erfahrung gebunden ist, die Fähigkeit hinzu kommt, formale Denkoperationen in größerem Umfang zu vollziehen. Das abstrakt-logische Denken wird zum dominanten Denkniveau. Das bringt es mit sich, daß die Schüler/ innen eine hohe Kritikbereitschaft, aber auch Kritikfähigkeit zeigen, häufig und ausgiebig sich selbst und die Bedeutung der eigenen Person für andere reflektieren, erhöhte Risikobereitschaft demonstrieren, in der Sprachentwicklung(Wortschatz, Satzbau, Gebrauch der Zeiten, Stil,..) neue Qualitäten aufweisen. Lehrer/innen können viel über Veränderungen in Schrift und Heftführung sowie über Bekleidung, gesamte Erscheinung, Interessen und Neigungen, Art des Umgangs untereinander- bis hin zum Ausdruck— berichten.
Auch die Beziehungen zum anderen Geschlecht nehmen allmählich neue Formen an. Häufig tragen sie die Merkmale des Ausprobierens, des Vorläufigen, des Vorübergehenden. Das gilt sowohl für die psychischen Beziehungen(Schwärmereien, Flirten) oder tiefergehende Freundschaftsbeziehungen als auch für die ersten heterosexuellen Kontakte und Beziehungen. Schließlich zeigt sich eine neue Qualität auch im Bereich der geistigen Auseinandersetzung, insbesondere mit ethischen, politischen und weltanschaulich-religiösen Vorstellungen und Wertmaßstäben. Die Schüler/innen übernehmen nicht mehr wie noch in unteren Klassenstufen verhältnismäßig unkritisch entsprechende Vorstellungen und Ideale, die Lehrer/innen, Eltern oder andere Erwachsene übermitteln möchten. Sie versuchen vielmehr, sich bewußt von diesen Einflüssen zu lösen, suchen nach eigenen Standpunkten. Ganz wichtig ist es für sie, Freunde zu haben und von Gleichaltrigen akzeptiert zu werden.
Diese kurz skizzierte Situation der 10-12-jährigen Schüler/innen führt zu einer Statusungewißheit und Rollenunsicherheit, die viele der im engeren Sinne als„Pubertätsprobleme*“ bezeichneten Erscheinungen erklären.
Ein unangemessenes oder falsches Verhalten der Eltern und/oder Lehrer/innen kann die bestehende Rollenunsicherheit verstärken und zu Konflikten und Störungen in der weiteren Entwicklung führen. Das gilt sowohl für eine Unterschätzung der Bedürfnisse, Wünsche und Leistungsmöglichkeiten der Schüler/innen als auch für eine Überforderung. Die Entwicklung der Persönlichkeit in verschiedensten Bereichen vollzieht sich unter anderem durch die Bewältigung der umfangreicher, spezifischer und komplizierter werdenden Anforderungen der Lerntätigkeit. Die Schüler/innen gewinnen aufgrund der stetigen inhaltlichen Vertiefung und Auffächerung
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