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Lernen in den Klassen 5 und 6 : Werkstattheft / [Universität Potsdam. Hrsg.: Direktorium des Instituts für Grundschulpädagogik]. Wiss. Red.: Barbara Wegner
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dersetzung mit den theoretischen Grundlagen des Beobachtens, mit den Be­sonderheiten der Personwahrnehmumg erforderlich.

Im Alltag nimmt jeder andere Menschen wahr. Man betrachtet das äußere Erscheinungsbild eines Menschen, stellt fest, was sie sagen oder tun und, man versucht, ihre Eigenarten, Absichten und Meinungen herauszufinden. Solche Betrachtungen können aufmerksam und bewußt oder beiläufig und unbedacht ablaufen. Ob die Ergebnisse dieser Wahrnehmungen eher zutref­fend oder unzutreffend sind, hängt nicht selten von sehr vielen Zufällen ab, die von der wahrnehmenden Person selbst nicht erkannt werden. Die An­nahmen die sich aus den Wahrnehmungen ergeben sind eher zufallsbedingt und subjektiv.

Jede Beobachtung ist ein Wahrnehmungsvorgang. Die Besonderheiten der Wahrnehmung fließen in jeden Beobachtungsprozeß ein, wie z.B. Sub­jektivität, Selektivität, Vorurteile, aktuelleBefindlichkeit des Beobachters.

Um aufmerksam wahrzunehmen, um Ereignisse, Personen oder Sachen vor dem Hintergrund jeweils bestimmter Situationen zu registrieren, wird eine gezielte Beobachtung angestrebt, d.h. sie ist bewußt und gezielt auf ein konkretes Beobachtungsfeld oder Objekt(z.B. Kind einer Gruppe) ausge­richtet. Beim Beobachten wird Objektivität angestrebt, die Bemühungen gehen dahin, daß die persönlichen Erwartungen, Einstellungen und Interes­sen des Beobachters einen möglichst geringen Einfluß auf die Ergebnisse seiner Wahrnehmung haben.

Beobachten bedeutet, Ereignisse, Vorgänge, Verhaltens- und Handlungs­weisen wahrnehmen und erfassen(Fisseni 1990). Beobachten ist eine aktive und intensive Auseinandersetzung des Beobachtenden mit der Beobach­tungssituation und denInteraktionspartnern.

In diesem sozialen Geschehen kommt es zu gegenseitigen Zuschreibun­gen bestimmter Eigenschaften. Diese werden auch dann oft gemacht, wenn erst wenige Informationen über den Mitmenschen existieren(z.B. nur eine Fotografie, eine erste Begegnung,...).

Der erste Eindruck ist entstanden. Folgende Ausdrucksmerkmale eines Menschen werden als Quellen für das Bilden des ersten Eindrucks genutzt, u.a. die äußere Erscheinung, Mimik, Gestik, Stimme, Schrift...).

Jeder Beobachter stützt sich auf wahrnehmbares Verhalten. Es gilt nun durch eine Vielzahl von Beobachtungsmöglichkeiten, den ersten Eindruck zu bestätigen, bzw. neue Hypothesen aufzustellen. Beobachtungsmöglichkeiten können durch die Planung des Unterrichts geschaffen werden, z.B. bei Stillarbeit, durch Nutzung offener Unterrichts­formen(Morgenkreis, Tagesplan, Freiarbeit...). Anlässe für Beobachtungen ergeben sich dann, wenn man nicht selbst Mittelpunkt des Geschehens ist, sondern Beobachterrolle einnimmt, u.a. in der Pause, bei Exkursionen, bei

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