Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1911) J. J. Rousseau
Entstehung
Seite
XII
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XI

Einleitung zu den ersten vier Bänden.

ständigen nöthig: Man soll über Keinen urtheilen, ohne Grad und Richtung seiner Entartung be­stimmt zu haben. Ich weiss, dass meine Worte den Leuten heute spanisch vorkommen, aber die Zukunft wird mir Recht geben, und ihr diene ich.

Wenn der sachverständige Arzt die Stellung ein­nehmen soll, die ich ihm zuweise, wenn seinem Gut­achten die Grossen unterworfen sein sollen, so muss er sich in der rechten Weise vorbereiten. Bisher haben sich die Seelenärzte hauptsächlich durch zweierlei ge­schadet: durch voreilige Urtheile und durch Indifferenz. Wenn auf Grund ungenügender Unterlagen hin apho­ristische Urtheile gefällt werden, die sich später als falsch oder schief erweisen, so leidet natürlich das Ansehen des Gutachters. Ich will hier keine Beispiele anführen, denn es ist allbekannt, wie sehr einzelne Aerzte der guten Sache dadurch geschadet haben, dass sie ungenügend begründete Urtheile(roher Weise so­gar über Lebende) abgegeben, summarisch und lieder­lich Notizen zusammengestellt haben. Das andere Uebel ist das, dass sich allzuwenig Seelenärzte um die Seelen bekümmert haben. Meine Collegen werden es ver­stehen, wenn ich sage, dass die Seelenkunde(klinische Psychiatrie) bisher das Stiefkind der Seelenärzte ge­wesen ist. Gewiss verdient es Anerkennung, wenn die Strümpfe der Pfegebefohlenen gezählt werden und darüber Bericht erstattet wird, wenn für das Loos der Anstaltinsassen so gut wie möglich gesorgt wird, wenn Sectionen und anatomische Präparate, Messungen und chemische Prüfungen gemacht werden, aber alles das