Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1911) J. J. Rousseau
Entstehung
Seite
XIII
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XI

Einleitung zu den ersten vier Bänden.

darf nicht Alles sein, sondern das Wichtigste bleibt immer die Erkenntniss, wodurch und wie die seelische Thätigkeit verändert ist, auf welche Weise der krank­hafte Zustand sich entwickelt und wie er endet. Das ist die Aufgabe der klinischen Psychiatrie, aber sie wird nicht vollständig erfüllt, wenn nur die groben Störungen, die nämlich, die die von ihnen Betroffenen aus der Gesellschaft ausschliessen, studirt werden. Neben die Psychiatrie des Irrenhauses muss die des gewöhnlichen Lebens treten, und in Wahrheit ist diese die Grund­lage jener, denn sie lehrt die primären Abweichungen vom normalen Geisteszustande kennen, die angeborene Disharmonie, die die Entwickelung endogener Geistes­störungen erst möglich macht. Das Studium der Ent­artung ist der Kern der ärztlichen Seelenkunde, und ebenso wie das Leben in der Gesellschaft wichtiger ist als das Leben im Irrenhause, ebenso sind die leich­ten Formen der Entartung, die der Laie gar nicht zur Krankheit rechnet, wichtiger als die schweren, die mit einiger Sicherheit den Menschen unter Vormundschaft führen. Weder die Geschichte, noch das gegenwärtige Leben, weder die politische, noch die religiöse Ent­wickelung kann Einer wahrhaft verstehen, der die Lehre von der Entartung nicht begriffen hat. Will aber der Arzt, dem durch die Natur der Dinge hier das Führer­Amt zugewiesen wird, wirklich Führer zur Erkenntniss sein, so muss er seinen Blick hinauswenden aus der Krankenstube, muss aufhören, einNur-Mediciner zu sein, muss theilnehmen an den verschiedenen Formen geistigen Lebens in Vergangenheit und Gegenwart.