Rousseau’s Biographie.
von Saint-Marc Girardin gelten(J.-J. R., sa vie et ses ouvrages. Avec une introduction par M. E. Bersot. Il Tomes. Paris. 1875. Charpentier et Cie). So Zutreffend mir das Urtheil Girardin’s über Rousseau’s Werke oft zu sein scheint, so wenig Verständniss zeigt Girardin nach manchen Richtungen hin für den Menschen Rousseau. Auch bei ihm erscheint Rousseau als misstrauischer, eitler, undankbarer Mensch. Die krankhafte Natur vieler Aeusserungen Rousseau’s wird ganz verkannt. Der eigentliche Grund dafür, dass die Franzosen, früher wie jetzt, mit Abneigung von Rousseau reden, in zweifelhaften Fällen das Unrecht immer auf seiner Seite suchen, dürfte der sein, dass Rousseau mit den Leuten in Streit lebte, die den Franzosen als die Geisteshelden ihres Volkes im 18. Jahrhundert gelten. Gerade in Rousseau’s Leben tritt die kalte Herzlosigkeit, die niedrige Gesinnung jener liberalen„Philosophen“ unverhüllt zu Tage— und das ist unverzeihlich.
Weitaus das reichhaltigste von allen Werken über Rousseau ist F. Brockerhoff’s Biographie(J. J. R. Sein Leben und seine Werke. 3 Bände. Leipzig. 1863 bis 1874. O. Wigand). Dieses vortreffliche Buch hat mir wesentliche Dienste geleistet und ich habe ihm manche Angaben, deren Quelle mir nicht zu Gebote stand, entnommen. Sein Umfang und eine gewisse Breite der Darstellung haben ihm wohl zum Nachtheile gereicht. Rousseau’s Kkrankhaften Zuständen gegenüber zeigt der Verfasser eine Unsicherheit des Urtheils, die ihm als Laien nicht verargt werden darf.