Einleitung.
seiner sogenannten Freunde zu offenbaren. Nichts ist verkehrter, als in den Bekenntnissen eine gewöhnliche Biographie zu sehen; Process-Acten sollen sie sein und nie verliert Rousseau sein Ziel, immer schreibt er als Angeklagter, immer hat er das Complot vor Augen, die schauderhaften Anklagen, die, wie er glaubte, von aller Welt für wahr gehalten wurden.
Die Paranoia ist eine endogene Krankheit, man bekommt sie nicht von aussen her, wie man eine Lungenentzündung bekommt, nur der kann ihr verfallen, der die Anlage zu ihr mit auf die Welt gebracht hat; sie wächst aus dem Inneren des Menschen heraus; der Mensch erkrankt an Paranoia, weil er der ist, der er ist. Es ist Unsinn, zu glauben, ein von vornherein wirklich gesunder Mensch könne ein Paranoiakranker werden, vielmehr ist ein solcher pathologisch vom Mutterleibe an und längst, ehe Wahnvorstellungen auftreten, wird er anders reagiren als andere Menschen, ja schon als Kind wird er Abweichungen vom Normalen zeigen. Mit anderen Worten, die Paranoia ist ein Ausdruck der ererbten Entartung und der, der später paranoisch wird, ist von Anfang an ein Entarteter, ein von der Regel, der Norm Gewichener. Dies muss bei der Beurtheilung Rousseau’s durchaus festgehalten werden, und andererseits muss man nicht nur den Wahnvorstellungen gegenüber, sondern überhaupt dessen eingedenk sein, dass die krankhaften Seelenzustände nicht psychologisch zu verstehen sind, und dass äussere Einwirkungen nie einen zureichenden Erklärungsgrund bilden. Aus der Tiefe des Unbewussten steigen die krankhaften Ge