Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1911) J. J. Rousseau
Entstehung
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Rousseaus Mannesalter.

haltort entsprach allen seinen Wünschen. In der Stille des Landlebens fühlte er sich heiter und glücklich, mit der Gegenwart der Pariser Gesellschaft verschwand die herbe Stimmung, die sie erregt hatte, und süsse Schwär­merei trat an ihre Stelle. Die Liebessehnsucht Rous­seaus erwachte mit Macht, in Wald und Flur um­schwebten ihn die Gestalten seiner Einbildungskraft und das Ergebniss dieser Träumereien warDie neue Heloise. Mit diesem Werke und mit anderen Arbeiten beschäftigt, verbrachte Rousseau auch den Winter froh in der Einsamkeit und wünschte sich nichts anderes, als dass seine neuen Verhältnisse Bestand haben möchten. Es ist nun kein Zweifel, dass schon zu dieser Zeit RousseausFreunde nichts weniger als freundschaft­lich gegen ihn gesinnt waren. Sie fühlten, dass Rous­Seau aus ganz anderem Holze geschnitten war als sie selbst, und dass er sie weit überragte. So lange die Welt dies nicht wusste, mochte es hingehen. Sein wach­sender Ruhm aber war ihnen eine Pein. Zunächst be­gnügten sie sich mit böswilligen Neckereien, sie suchten ihm den dauernden Landaufenthalt zu verleiden, sie wollten Therese und ihre Mutter, dieGouvernanten, ihm abspenstig machen, hetzten die alte Levasseur auf, machten Rousseau allerhand beissende Vorwürfe. Dass Diderot, Holbach u. A. weitergehende Absichten hatten, ist nicht wahrscheinlich, aber anders steht es mit Grimm. Diesem war es mit Hilfe Rousseaus ge­lungen, in der Gesellschaft Fuss zu fassen; er hatte die Freunde Rousseaus zu den seinigen gemacht und nun galt es, diesen zu beseitigen. Durch Rousseau in das

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