84
Rousseau’s Mannesalter.
haltort entsprach allen seinen Wünschen. In der Stille des Landlebens fühlte er sich heiter und glücklich, mit der Gegenwart der Pariser Gesellschaft verschwand die herbe Stimmung, die sie erregt hatte, und süsse Schwärmerei trat an ihre Stelle. Die Liebessehnsucht Rousseau’s erwachte mit Macht, in Wald und Flur umschwebten ihn die Gestalten seiner Einbildungskraft und das Ergebniss dieser Träumereien war„Die neue Heloise“. Mit diesem Werke und mit anderen Arbeiten beschäftigt, verbrachte Rousseau auch den Winter froh in der Einsamkeit und wünschte sich nichts anderes, als dass seine neuen Verhältnisse Bestand haben möchten. Es ist nun kein Zweifel, dass schon zu dieser Zeit Rousseau’s„Freunde“ nichts weniger als freundschaftlich gegen ihn gesinnt waren. Sie fühlten, dass RousSeau aus ganz anderem Holze geschnitten war als sie selbst, und dass er sie weit überragte. So lange die Welt dies nicht wusste, mochte es hingehen. Sein wachsender Ruhm aber war ihnen eine Pein. Zunächst begnügten sie sich mit böswilligen Neckereien, sie suchten ihm den dauernden Landaufenthalt zu verleiden, sie wollten Therese und ihre Mutter, die„Gouvernanten“, ihm abspenstig machen, hetzten die alte Levasseur auf, machten Rousseau allerhand beissende Vorwürfe. Dass Diderot, Holbach u. A. weitergehende Absichten hatten, ist nicht wahrscheinlich, aber anders steht es mit Grimm. Diesem war es mit Hilfe Rousseau’s gelungen, in der Gesellschaft Fuss zu fassen; er hatte die Freunde Rousseau’s zu den seinigen gemacht und nun galt es, diesen zu beseitigen. Durch Rousseau in das
5 3 |