Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1911) J. J. Rousseau
Entstehung
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| Rousseaus Mannesalter.

und die sich durch Rousseaus Verhalten zurückgesetzt fühlen musste, wurde von jetzt an zum gefügigen Werk­zeuge der Hinterlist Grimms. Zwar kam es zunächst nur zu einer vorübergehenden Entzweiung zwischen Rousseau und seiner Wirthin, bald aber fand sich eine Gelegenheit, einen endgiltigen Bruch herbeizuführen.| Es ist unmöglich, hier alle Einzelheiten dieses Intriguen­stückes und alle die Misshandlungen, die der bedauerns­werthe Rousseau von Seiten Grimms und des ihm zur Seite stehenden Diderot zu erdulden hatte, zu erzählen. Musset- Pathap und Morin haben es in vortrefflicher Weise gethan. Es genügt, zu sagen, dass eines Tages Grimm die Maske abwarf und die Beziehungen zu Rous­seau, indem er ihn mit Schmähungen überschüttete, abbrach. Ihm folgte unmittelbar Frau von Epinay, die nicht nur Rousseau in schroffer Weise die Freundschaft aufkündigte, sondern sogar sich dazu verleiten liess, 8 den kranken Mann mitten im Winter zum Verlassen der Eremitage zu nöthigen. Diderot war mit jenen Bei­den ein Herz und eine Seele und, obwohl seine Ent­zweiung mit Rousseau erst etwas später vollständig wurde, arbeitete er doch von nun an mit Grimm und den übrigenPhilosophen gemeinsam an der Ver­unglimpfung Rousseaus. Rousseau wurde von nun an ein hochmüthiger, undankbarer, heuchlerischer Böse­wicht, der Tugend predigte und seinen Lüsten nach­ging, der die Menschenliebe im Munde führte und alle Pflichten gegen seine Mitmenschen versäumte, der seine Wohlthäter verleumdete, der aller Schändlichkeiten fähig war. Alle diese Vorwürfe durfte man nicht ohne Wei­

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