Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1911) J. J. Rousseau
Entstehung
Seite
93
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Verstossung aus der Eremitage.

Wir wissen heute von der Schlechtigkeit seiner Gegner viel mehr, als Rousseau wissen konnte. Trotzdem hat er die Verhältnisse im Ganzen durchaus richtig beurtheilt, ungefähr so, wie es hier dargestellt worden ist. Wir finden in seinen Briefen aus dieser Zeit keinerlei Ueber­treibungen, das Wort Complot kommt gar nicht vor. Die Darstellung in den Bekenntnissen stammt aus einer Zeit, in der Rousseau schon zweifellos krank war, und doch ist auch sie vollständig correct. Immerhin ist nicht zu verkennen, dass im geistigen Zustande Rousseaus während des Aufenthaltes in der Eremitage Aenderungen eingetreten sind, die nur theilweise als Wirkung der Gemüthsbewegungen aufzufassen sind, die vielmehr die Vorstufen der späteren Erkrankung bilden. Er wurde allmählich reizbarer, düsterer, miss­trauischer. Therese soll erzählt haben, dass er damals bei Tag und bei Nacht geweint habe, dass er in der Nacht laut vor sich hin gesprochen habe; freilich stammt die Nachricht aus einer verdächtigen Quelle (Frau von Epinay). Aus den böswilligen Reden der da­maligenFreunde über Rousseaus Verrücktheit geht wenigstens das hervor, dass sein Verhalten ihnen auf­fallender als früher vorkam.

Am 15. December 1757 verliess Rousseau in Eile die Eremitage und bezog eine Wohnung zu Mont­morency. Die verschiedenen Erschütterungen des Ge­müthes, die er erlitten hatte, waren seiner Gesundheit nachtheilig geworden. Das Blasenleiden trat mit grosser Heftigkeit auf(wie früher schon erwähnt wurde), und Rousseau fühlte sich in hohem Grade erschöpft.Kaum