Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1911) J. J. Rousseau
Entstehung
Seite
94
Einzelbild herunterladen

Rousseaus Mannesalter.

hatte ich mich in meiner neuen Wohnung eingerichtet, als zu heftigen und häufigen Anfällen meiner Harnver­haltung sich eine neue Beschwerde gesellte, ein Bruch, der mich schon seit einiger Zeit quälte, ohne dass ich wusste, dass es einer war. Ich litt alsbald die grau­samsten Schmerzen. Der Arzt Thierry, mein alter Freund, besuchte mich und klärte mich über meinen Zustand auf. Die Sonden, Wachskatheter, Bandagen, all das Geräth der Altersschwächen um mich her liess mich lebhaft fühlen, dass man nicht ungestraft das Herz jung behält, wenn der Leib es nicht mehr ist.(Rousseau glaubt, dass er sich seinen Leistenbruch, der übrigens beiderseitig war, durch die häufigen und langen Er­regungen der Gräfin Houdetot gegenüber zugezogen habe.) Die schöne Jahreszeit gab mir meine Kräfte nicht wieder und ich brachte das ganze Jahr 1758 in einem Zustande von Erschöpfung hin, der mich glauben machte, dass ich am Ziele meiner Laufbahn stünde. Eine neue Arbeit gewährte ihm Ablenkung und Er­frischung, erwarb ihm aber zu gleicher Zeit einen neuen, überaus gefährlichen Feind. DAlembert hatte für die Encyclopädie den ArtikelGenf geschrieben und hatte darin nach Besprechung mit Voltaire, dem sehr viel an der Sache lag, die Einführung des Theaters in Genf befürwortet. Voltaire lebte bekanntlich in der Nähe Genfs, die streng calvinische Stadt aber gestattete keine theatralischen Aufführungen. Rousseau wusste, dass der eigentliche Vater des Aufsatzes Voltaire war, und erblickte deshalb darin eine grosse Gefahr für die Sitten seiner Vaterstadt. Der Einfluss Voltaires war in der